Gemeindekonzeption
Selbstverständnis
Die Kirche verkörpert immer ein Stück Heimat. Sie ist naturgemäß ein Ort, wo alte Überlieferungen bewahrt werden und darum Haftpunkt der lokalen Identität.
Viele Menschen kommen an den entscheidenden Punkten ihres Lebens (wenn sie geboren werden, erwachsen werden, heiraten oder trauern) ganz selbstverständlich in die Kirche, um dort ihr Leben in einem größeren Zusammenhang zu verstehen. Den Einzelnen, Familien, aber auch Vereinen diese vertraute Mitte zu erhalten, ist ein wichtiges Ziel der Kirchengemeinde.
Kirche hat aber nicht nur lokale Wurzeln. Das Christentum war immer eine weltweit offene Bewegung, die vor allem die "westliche Welt" grundlegend geprägt hat. Den heilsamen Geist Jesu in einer zunehmend "kälter" werdenden Gesellschaft lebendig zu halten, ist das Ziel der regelmäßigen spirituellen Übungen: des Abendgebets am Freitag und des Sonntagsgottesdienstes.
Andererseits kann sich die christliche Religion nicht mehr als abgeschlossenes, allein seligmachendes System verstehen. Wenn Gottes Geistes weht, wo er will, dann sollte die Kirche ein Schatzhaus der Weisheit des Lebendigen sein: In ihr darf alles Raum haben, was dem Leben dient. Die Aufgeschlossenheit für Neues und Fremdes ist ein Merkmal des Lippoldsberger Kirchengemeinde.
Angebote für alle Generationen
Naturgemäß brauchen Menschen zu Beginn und gegen Ende des Lebens besondere Aufmerksamkeit und Unterstützung.
In Kindergottesdienst und Konfirmandenzeit versuchen wir, Kinder und Jugendliche mit den in biblische Geschichten gespeicherten Lebensbildern vertraut zu machen und grundlegende Orientierungen weiterzugeben (die 10 Gebote als Lebensregeln, die Bedeutung der Liebe, Hilfe für Notleidende, Vergebung statt Rache...). Bei Jugendfreizeiten möchten wir sie ein Stück auf dem Weg ins selbständige Leben begleiten.
Für Senioren bietet die Kirche im Frauenkreis oder unter anderem auch dem Sonntags-Café Gelegenheiten zur sozialen Begegnung. Komplexere Hilfsangebote werden von professionellen Einrichtungen wahrgenommen: Mit dem Klinik- und Reha-Zentrum, der Häuslichen Krankenpflege, dem Altenhilfezentrum und der kirchlichen Friedhofsverwaltung ist Lippoldsberg ein beachtlicher Diakonie-Standort.
Mündige Menschen in der Lebensmitte brauchen nicht ständig Belehrungen, sondern eher Anregung zum Nachdenken und zum Gespräch. Sie finden in der Kirche auch sinnvolle Möglichkeiten, ihre Fähigkeiten und Kräfte zum Wohl der Allgemeinheit einzusetzen.
Wir sind überzeugt, dass eine Kirchengemeinde auf Dauer nur vital bleibt, wenn sie auch "Kirche für andere" ist. Bedingt durch das uns anvertraute Erbe der Klosterkirche, engagiert sich die Lippoldsberger Kirchengemeinde vor allem in der touristischen Erschließung des Ortes und in vielfältigen kulturellen Veranstaltungen.
Ohne die über 40 ehrenamtlich Mitarbeitenden, die weitgehend eigenverantwortlich und ihren Neigungen entsprechend Aufgaben übernehmen. wäre die überregional ausstrahlende Arbeit der Klosterkirche nicht möglich.
Kirche und Politik
Schließlich äußert sich die Kirchengemeinde zuweilen in anstehenden politischen Fragen: zum Beispiel im Hinblick auf die Aufarbeitung der NS-Vergangenheit, den demographischen Wandel, die Flüchtlingsfrage oder die aktuelle Bedrohung der naturnahen Landschaft an der Oberweser durch großindustrielle Planungen.
Aus der Vergangenheit lernen wir, die Spuren Gottes zu lesen;
aber er selbst begegnet uns immer aus Richtung der Zukunft.
Darum möchten wir "nicht die Asche aufheben,
sondern die Flamme weiterreichen." (Richarda Huch)