Harfenklänge mit tanzenden Fingern
Erfolgreiche Premiere beim "Folk im Klosterkeller"
(Bericht der HNA vom 24. April 07 - Nicola Uphoff-Watschong)
LIPPOLDSBERG. Der Klosterkeller ist in warmes Kerzenlicht getaucht. Gesäumt von alten Kirchenbänken sind die Gewölbewände durch eine raffinierte Seitenbeleuchtung sanft angestrahlt. Während draußen noch die Sonne scheint, macht sich im Keller Abendstimmung breit.
Stefi Clar mit ihrer Tiroler Harfe
Und so ist auch die erste Harfenmelodie benannt, mit der Stefi Clar aus Göttingen die 23 Zuhörer in den Bann der Töne zieht. "Was ist Musik?", fragt die Musikerin das Publikum und gibt eine von vielen möglichen Antworten: "Musik entspringt aus Stimmungen, aber sie erzeugt sie auch beim Zuhörer."
Doch das Schlüsselwort hat noch eine zweite wichtige Bedeutung, denn zunächst müssen die 37 Saiten ihrer Tiroler Harfe gestimmt werden. Das braucht viel Zeit und ein gutes Gehör, zudem muss sich das Instrument auf die Raumtemperatur einstellen. Darum ist Stefi Clar, die sich hauptberuflich um biologische Saatgutzüchtung für den "Dreschflegel e.V." kümmert, schon immer Stunden vor einem Auftritt unterwegs.
Und dann beginnt die Reise um die Welt: melancholische und zärtliche Lieder aus Spanien, Kuba und Chile, gesungen in der Muttersprache, Melodien aus Schottland und Irland, ein selbst komponierter bretonischer Tanz, Popsongs aus den USA, deutsche Texte vom Liedermacher Gerhard Schöne und dem Heidelberger Literaten Lothar Seidler.
Stefi Clar setzt ihre natürliche, warme Stimme ein und beschreibt damit, wofür ihr Herz schlägt. Für die kurzen, flüchtigen Momente, die ebenso wie Töne so schnell vorbeiziehen und doch Spuren hinterlassen, für ein Neugeborenes namens Rhonda, für die Kinder, die schon früh geprägt werden vom zielstrebigen Denken der Erwachsenen, für die alten Menschen, die am Ende ihres Lebens den Wert jedes einzelnen Tages erkennen, für die Liebe und alles Lebendige.
Für gute Stimmung sorgten sowohl die Harfenistin Stefi Clar als auch
das Ambiente des renovierten Gewölbes im Klosterkeller Lippoldsberg
Eindrucksvoll tanzen ihre Finger über die verschieden gefärbten Saiten, sie kennen ihren Weg. "Die roten - das ist jeweils das C", verrät die Harfenistin in der Pause, ein bisschen Orientierung muss schon sein. Dass dies auch für gesellschaftliche und politische Verhältnisse gilt, erfährt man in ihrem Lied "Jack". Sie lernte den Norweger "Jack" 1988 bei einem Harfenfestival in Irland kennen. Jack wurde 1940 von den Nazis inhaftiert, alle Träume für sein Leben wurden dadurch nachhaltig zerstört. Mit diesem engagiert vorgetragenen Song möchte die Musikerin ein Zeichen setzen gegen jegliche Form von Antisemitismus oder Holocaust-Leugnerei.
Als Zugabe schloss ein letztes klangvolles Instrumentalstück den einstündigen Auftritt ab. "After the concert" hieß es und ließ durchblicken, dass ein "Danach" auf dem Plan stand. Die Gäste blieben noch, genossen gute Gespräche im gemütlichen Ambiente des Klosterkellers, einige von ihnen ließen sich zu spontanen musikalischen Beiträgen herausfordern oder probierten selbst ein paar Zupfer auf der Harfe.
Damit ging das Konzept "Folk im Klosterkeller" gleich am ersten Abend zur Zufriedenheit der Veranstalter (Kirchengemeinde und Förderverein Klosterkirche Lippoldsberg) voll auf.
[ Aktuell | Kulturtermine Jahresprogramm ]
[ Archiv 2023/2022 | Archiv 2021/2020 | 2019 | 2018 | 2017 | 2016 | 2015 | 2014 | 2013 | 2012 | 2011 | 2010 | 2009 | 2008 | 2007 | 2006 | 2005 | 2004 ]