Verdammt gut leben auf drei Beinen
Berliner Akkordeonduo mit Wahlheimat Lippoldsberg spielte französische Chansons
(Bericht der HNA vom 8.August 07 - Nicola Uphoff-Watschong)
LIPPOLDSBERG. "Wir stehen mit einem Bein in Lippoldsberg und mit einem in Berlin", erzählte Gudrun Nägeler, die mit Schwester Ingrid zu einer musikalischen Reise nach Frankreich einlud. Da muss doch noch irgendwo ein drittes Bein sein, das in Paris beheimatet ist, dachte man schon nach den ersten zwei Stücken vom Akkordeon, mit denen die 32 Zuhörer geradewegs in die stillen, verwinkelten Straßen hinter Notre Dame entführt wurden.
Gudrun (links) und Ingrid (rechts) Nägeler haben schon als Kinder das Akkordeonspielen erlernt. Sie dankten ihren begeistert zuhörenden Eltern für die Ermahnungen, wenn die Lust zu üben ermattete. Der Erfolg des französischen Abends gebührt also auch den beharrlichen Eltern.
© Nicola Uphoff-Watschong
Das Herz der Geschwister Nägeler schlägt für die französische Lebensart. "Leben wie Gott in Frankreich" hat bei ihnen vor allem auch mit Musik zu tun. Für zwei Akkordeons gesetzte instrumentale Chansons und Musettestücke malten romantische Bilder der Seine, vom Montmartre, Sacré Coer und Moulin Rouge.
Das zweite Kapitel des Konzerts handelte von der schönsten Nebensache der Welt. "Frankreich - da denkt man gleich an die Liebe, an charmante Männer", sagte Gudrun Nägeler. Dass dies kein Vorurteil ist, habe sie als 16-jährige beim Schulaustausch eigenhändig und durchaus schmerzvoll erfahren müssen. Das Publikum schmolz bei den wehmütigen Klängen dahin, viele summten mit oder erinnerten sich an Textfetzen so bekannter Stücke wie "Parlez-moi d'amour" oder "Il venait d'avoir 18 ans" (deutsch: "Er war gerade 18 Jahr…"). Natürlich durfte das berühmt-berüchtigte, damals skandalöse "Je t'aime" im Repertoire nicht fehlen, vom Akkordeon klang es aber recht züchtig.
Eng, aber gemütlich - das gehört zum Ambiente des Klosterkellers Lippoldsberg, in dem Gudrun (links) und Ingrid (rechts) Nägeler mit Akkordeons und französischen Chansons auftraten.
© Nicola Uphoff-Watschong
Nach einer Pause, in der die Gäste kräftig Wein, Käse und Baguette zusprachen, gab es unter der Überschrift "Das Meer und die Welt" weitere Chansons, die über die Hauptstadt als musikalische Hochburg Frankreichs hinausführten. "La Mer", 1945 von Charles Trenet geschrieben, ließ ein Bild von rauschenden Meereswogen entstehen. Die Melodien der bekannten Songs "Butterfly" von Daniel Gerard und "Le Meteque" von George Moustaki luden wieder zum Mitsummen ein.
Die tonale Reise ging weiter zu den Zigeunerprozessionen in St. Marie de la Mer, dann bis ins Zentralmassiv, wo "die Glocken heller klingen", eine volkstümliche Melodie, die auch aus dem Allgäu stammen könnte.
Einen letzten Schlenker zum "Savoir vivre" erzählte noch ein wenig mehr über die französische Art, das Leben leicht zu nehmen. Mit der Empfehlung, in Zukunft "verdammt gut zu leben" beendeten Ingrid und Gudrun Nägeler ihren ersten und sehr gelungenen Auftritt als Duo.
Die französische Flagge gehörte natürlich als Raumschmuck zum Auftritt dazu.
© Nicola Uphoff-Watschong
Doch die Zuhörer waren noch lange nicht gesättigt, wollten und bekamen etliche Zugaben. Ihnen gefielen die Atmosphäre im Klosterkeller, die lockere Darbietung, das gut abgestimmte Zusammenspiel der Schwestern und die volkstümlich angehauchte, klangvolle Musik.
Das bekräftigten sie auch durch üppige Spenden, die der Gestaltung des Kirchgartens vor der Klosterkirche und dem Förderverein zugute kommen sollen.
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