Kantor Waldemar Rumpf (1932 - 2010)
Lebenslauf mit kirchenmusikalischem Schwerpunkt
Waldemar Rumpf war 45 Jahre lang Kirchenmusiker der Klosterkirche Lippoldsberg. Unermüdlich hat er bis 2005 unzählige Konzerte mit den kirchlichen Musikgruppen geprobt und aufgeführt. Mit dieser Seite wollen wir ihm ein ehrendes Andenken bewahren.
Am Anfang...
Kantor Waldemar Rumpf
Waldemar Rumpf wurde am 7.3.1932 in Meimbressen geboren. Bereits in Elternhaus wird eine kirchlich-musikalische Ausrichtung angelegt. Der Vater war Handwerker (Maler) und durch die Gemeinschaftsbewegung (Pietismus) geprägt.
In der Familie war es selbstverständlich, daß der Vater neben dem Beruf viel Interesse und Kraft für die Kirche aufbrachte: Er spielte die Orgel in der Kirche, leitete den Posaunenchor und hielt als Lektor zuweilen auch den Gottesdienst.
Nach dem Krieg besucht Waldemar Rumpf das Wilhelms-Gymnasium in Kassel und nimmt dort geistig und musikalisch viele neue Impulse auf.
1955 legt er das Abitur ab und beginnt die Lehrerausbildung mit dem Hauptfach Musik am Pädagogischen Institut in Weilburg. 1957 tritt er die zweite, praktische Ausbildungsphase mit einer Lehrverpflichtung an der Grund- und Hauptschule in Vollmarshausen an.
Einladung nach Lippoldsberg
Dort erhält er eines Tages einen Brief von dem ihm damals noch völlig unbekannte Pfarrer aus Lippoldsberg. Pfarrer Desel suchte für die gerade frisch renovierte Basilika St. Georg und Maria einen Musiker, der die gewünschte Bandbreite der Lippoldsberger Kirchenmusik (Orgel, Chor, Posaunenchor) abdecken könnte.
Im Zuge der grundlegenden Renovierung war die Orgel erneuert und mit einem Rückpositiv ausgestattet. Der Raum und die noch bestehenden Chöre der Gemeinde warteten auf musikalische Arbeit.
Durch den damaligen Landesposaunenwart hatte Pfarrer Desel den Namen von Waldemar Rumpf erfahren, aber der Junglehrer lehnt die Werbung zunächst ab. Trotzdem kann Pfarrer Desel ihn zu einem Besuch überreden, und - beeindruckt von dem romanischen Bauwerk - lässt sich Herr Rumpf für die Aufgabe gewinnen, die sein weiteres Leben begleiten wird.
Nach Abschluß des Examens nimmt Waldemar Rumpf Ende 1960 den Schuldienst in Lippoldsberg auf, und übernimmt - eine klassische Verbindung - nicht nur die Organistenaufgabe an der Klosterkirche, sondern auch die Leitung des Posaunenchors.
Kantor Rumpf
1963 wird ihm als nichthauptamtlichen Kirchenmusiker nach einer Visitation des Landeskirchenmusikdirektors Blankenburg vom Bischof der Kantorentitel verliehen. Kennzeichnend für die Arbeit von Herrn Rumpf ist von Anfang an die Bereitschaft zur Zusammenarbeit mit anderen Musikern: vor allem mit dem Chor der Bodenfelder Baptistengemeinde, aber auch z.B. mit dem Oedelsheimer Singkreis gibt es in der frühen Zeit ein intensives Miteinander.
Kantor Waldemar Rumpf
1965 wird Waldemar Rumpf an die Realschule in Bodenfelde abgeworben. Für den Dienst in Niedersachsen wird von ihm ein Studienjahr an der Musikhochschule verlangt, aber auch ermöglicht: 1967/68 ist er zu dieser Fortbildung von allen Unterrichtsverpflichtungen freigestellt; die Organisten- und Chorleitertätigkeit in Lippoldsberg hält er jedoch auch in dieser Zeit weiter aufrecht.
Hier, wie auch in den folgenden Lehr- und Lernverhältnissen, gelingt es Rumpf immer wieder, Musiker für gemeinsame Konzertveranstaltungen in Lippoldsberg zu gewinnen.
Musikpädagoge
1968 folgt er dann einem Ruf als Dozent an die Pädagogische Hochschule Göttingen: Er unterrichtet dort Chorleitung sowie Didaktik und Methodik des Musikunterrichts.
1970 ergibt sich eine wichtige Verbindung mit Manfred Szobries, dessen Schülerorchester in weiterentwickelter Form noch heute die Lippoldsberger Passions- und Adventskonzerte mitgestaltet.
1972/73 qualifiziert sich Waldemar Rumpf durch theologische Studien für den Religionsunterricht an Realschulen.
Ab 1976 begleitet er die Referendarsausbildung in den Schulen, wo sich wiederum viele Kontakte ergeben, die für die Lippoldsberger Konzertarbeit fruchtbar werden.
Pensionär, Kantor und Komponist
Seit der Pensionierung 1990 widmet sich Waldemar Rumpf, von allen schulischen Verpflichtungen befreit, ganz und gar der Kirchenmusik in Lippoldsberg.
Schon seit Beginn seiner Tätigkeit in Lippoldsberg hat Kantor Rumpf das Repertoir seiner Chöre durch eigene Kompositionen, Bearbeitungen und Arrangements bereichert. Dabei ist er in vielen Fällen von der Leistungsfähigkeit seiner Chorgruppen ausgegangen, die auf diese Weise unter dem Aspekt der "Machbarkeit" in neue Klangbereiche geführt wurden.
In großer Zahl enstanden Kompositionen für Chor a capella und für Chor mit Instrumenten, Kantaten, Sätze zu Spirituals und neuen geistlichen Liedern. Am Beginn der Adventsmusiken stand in den letzten Jahren immer eine Musik von Waldemar Rumpf, mit der die Kantorei singend in die Kirche einzog. Kompositionen für die "Klangnachtkonzerte" führten den Chor in Klangbereiche, die abseits der normalen Klangvorstellungen einzuordnen sind.
Ebenfalls auf der Grundidee der "Machbarkeit" basieren die Kompositionen für Bläser. Hier sind besonders die Choralbearbeitungen und -vorspiele zu nennen, die Gospelarrangements, die Volksliedbearbeitungen sowie die zahlreichen Gelegenheitskompositionen für unterschiedliche Anlässe. Immer stand jedoch das "Bläsertypische" im Vordergrund.
An der Orgel spielt Waldemar Rumpf, angeregt durch Pfarrer Christian Trappe, selbst komponierte, oft improvisierte Stücke, die die Lesungen im Gottesdienst musikalisch ausmalen, weiterführen und lebendig werden lassen. Dabei kennen seine Kreativität und sein Einfühlungsvermögen keine Grenzen.
Ehrung
Kantor Waldemar Rumpf
Am 3.Advent, dem 17.12.2000 wurde Herrn Kantor Rumpf im Rahmen des traditionellen Adventskonzerts die Philipp-Nicolai-Plakette der evangelischen Landeskirche verliehen. Herr Propst Kalden aus Kassel würdigte in der Ansprache die außerordentlichen kirchenmusikalischen Leistungen des Kantors und der beiden Lippoldsberger Chöre während der letzten 40 Jahre.
Verabschiedung
Offiziell wurde Waldemar Rumpf zum Pfingstfest 2005 aus dem Kantorenamt verabschiedet. Zum Festgottesdienst kamen viele geladene Gäste, darunter auch der Dekan des Kirchenkreises Hofgeismar.
Er ehrte die langjährige Mitarbeit und reiche Tradition, die der Kantor in Lippoldsberg geschaffen hat. Verschiedene Gemeindegruppen brachten Geschenke. Nach einem brausenden Konzert der beiden Chöre, die der Kantor seit 45 Jahren leitete, spielte das Göttinger Waldrandorchester auf.
Waldemar Rumpf leitete nach diesem Fest noch die Kantorei bis zur Uraufführung des Lippoldsberger Lobgesangs, der ihm zu Ehren von Dankmar Venus (Göttingen) komponiert wurde. Ein Streifzug durch 800 Jahre Musikgeschichte wurde zum krönenden Abschluss am 3. Advent 2005.
Dankmar Venus betonte, es sei immer Waldemar Rumpfs Ziel gewesen, Gott zu loben und den Menschen zu dienen durch die Musik, die in all den Jahren unter seiner Leitung erklungen ist. Durch seine unermüdliche Arbeit hat er die Grundlage dafür geschaffen, dass Lippoldsberg 2005 eine volle Kantorenstelle zuerkannt wurde, die nun von seiner Nachfolgerin Kantorin Elisabeth Artelt betreut wird.
Der rührige Pensionär
Mit 73 Jahren schied Waldemar Rumpf aus der musikalischen Arbeit der Klosterkirche aus - und fand dann im Dransfeld Kirchenchor eine neue musikalische Heimat. Vertretungsweise übernahm er auch Organistendienste und hatte dabei mit der Zeit wohl alle Kirchen seiner Umgebung kennengelernt.
Abschied
Und doch ist niemand ewig da. Herz und Kreislauf hatten sich schon vor Jahren als gesundheitliche Schwachstelle bemerkbar gemacht. Waldemar Rumpf versuchte, sich darauf einzustellen, damit zu leben. Auch eine Operation in Münster war noch ein Versuch, die Konstitution zu verbessern und ein Risiko auszuschalten.
Aber niemand kann verhindern, dass irgendwann ein Atemzug der letzte ist. Waldemar Rumpf starb am 11.2.2010 im Alter von 77 Jahren.
Von einer Operation in Münster hatte ihn zunächst sein Bruder abgeholt und an den gemeinsamen Geburtsort Meimbressen gebracht. Seine Frau kam dorthin und fuhr mit Waldemar zurück nach Varmissen. Und kaum dass er zuhause angekommen war, verließ ihn die Kraft, der Odem, das Leben.
Anrührend, wie sich in diesem letzten Stunden die Stätten seiner Heimat zusammenfügen. Und zu diesem harmonischen Akkord gehörte auch die Trauerfeier hier in der Klosterkirche Lippoldsberg, dem Ort seines jahrzehntelangen Schaffens als Kirchenmusiker.
Hier in der Klosterkirche Lippoldsberg, wo er tausende von Gottesdiensten begleitet, Orgelunterricht gegeben, geprobt und zahllose Konzerte dirigiert hat, fand seine Trauerfeier am Aschermittwoch, dem 17. Februar 2010 statt.
Musikalisch Mitwirkende waren:
- Peer Schlechta, Orgel
- Gerd Neumann, Tenor
- Olaf Pyras, Schlagwerk
- Posaunenchor Lippoldsberg
- Mitglieder des Wilhelmshavener Streicherensembles:
- Matthias Hengelbrock, Violine I
- Jens-Peter-Dünnhaupt, Violine II
- Hartmut Brestrich, Violoncello
- Helmut Geisendorff, Kontrabass
- Manfred Szobries, Orgelpositiv
- Kirchenchor Dransfeld mit Mitgliedern der Kantorei Lippoldsberg unter der Leitung von Ursula Zakikhany
Seine Asche ist in Waldemar Rumpfs Geburtsort Meimbressen beigesetzt.