Märchengottesdienst - Tierpark Sababurg 2008
Jorinde und Joringel
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Die Wahrheit schmückte sich zum 11. Mal mit den Kleidern des Märchens und lockte viele Menschen in den Tierpark an der Sababurg.
Wer hört schon gerne unliebsame Wahrheiten, es sei denn, sie kommen hübsch verpackt daher? Diese Kunst ist in der Bibel und auch in den Grimm'schen Märchen zur Perfektion gebracht.
Weil die literarische Form beider Genre so viel gemeinsam hat, ist es seit 10 Jahren guter Brauch des ev. Gesamtverbands an der Oberweser, sie in einem Gottesdienst unterhalb des Dornröschenschlosses zu verbinden. Das Jubiläum lockte auch den Hessischen Rundfunk an, der noch am selben Abend in der Hessenschau über die Veranstaltung berichtete.
Kirchenscheune im Tierpark Sababurg
Weit über 150 junge und alte Besucher kamen in den Tierpark an der Sababurg und verfolgten gespannt vor der Kirchenscheune die Geschichte von "Jorinde und Joringel". Sie wurde vorgetragen von Märchenerzählerin Hilde Matalla und schwungvoll gespielt von den Konfirmanden der Kirchengemeinde Lippoldsberg.
Erzählt von Hilde Matalla
Interpretiert von Christian Trappe
"Märchen sind doch Kinderkram", dachten vielleicht naserümpfend die Konfirmanden der anderen Gemeinden, die aufgefordert waren, den Gottesdienst zu besuchen. Doch bei genauerem Hinhören wurde auch in dieser Geschichte deutlich, dass die Mehrzahl der Märchen mit dem Erwachsenwerden, dem mühevollen Lösen von der Kindheit zu tun haben.
Für diese tieferen Einblicke sorgte Pfarrer Christian Trappe (Lippoldsberg). Er interpretierte in kurzen Abschnitten die Spielszenen, in denen das geheime Glück eines jungen Liebespaares von einer bösartigen, eifersüchtigen Zauberin zerrissen wurde.
Jorinde und Joringel freuen sich aneinander an verborgenen Orten -
sie geben ihre Liebe nicht vor anderen preis.
Die Erzzauberin erscheint in Gestalt einer Eule und bedroht das junge Glück.
Joringel wird von der Zauberin entführt und in einen Vogel verwandelt.
Alles Flehen hilft nichts, Jorinde muss seine Liebste
in den Händen der bösen Zauberin zurücklassen.
Märchen bieten oft ungewöhnlich weise Lösungsansätze, Wahrheiten eben, die aber auch schmerzen können. Jorinde muss seine Liebste in den Händen der Zauberin zurücklassen und zunächst das Leben in der Fremde und seine Träume kennen lernen, bis ihn die im Herzen verborgene und herangereifte Liebe befähigt, Joringel zu befreien.
Jorinde träumt von einer Blume, mit der er Joringel befreien kann - und findet sie tatsächlich auch im wirklichen Leben. So ausgerüstet kann er den Bann der Zauberin brechen.
"Von diesem Vertrauen, an etwas zu glauben, was man (noch) nicht sieht, hat Jesus gesagt, dass es eine Kraft ist, die Berg versetzen kann", legte Trappe die Moral von der Geschichte ganz ohne moralin-sauren Beigeschmack aus.
Erwachsen geworden und glücklich vereint -
und wenn sie nicht gestorben sind ....
Begleitet vom Posaunenchor Lippoldsberg rahmten sorgsam ausgewählte Gemeindelieder die Spielsequenzen ein, handelten ebenso wie die spannende Erzählung von Ausweglosigkeit, Träumen und Hoffnung.
Posaunenchor Lippoldsberg unter Leitung von Kantorin Elisabeth Artelt
Die liturgische Gestaltung übernahm Pfarrerin Monika Dersch-Paulus (Heisebeck). Nach einem stärkenden Snack nutzten viele Besucher die Möglichkeit zu einem Spaziergang durch den Tierpark.
Es lasen und spielten KonfirmandInnen aus Lippoldsberg:
Louis Bethe (verzauberter Junge), Annika Hubl (verzaubertes Mädchen), Alexander Rey - (Erzzauberin), Vanessa Schönbach (Joringel), Tiemo von Steimker (Nachteule), Svenja Wolfram (Jorinde)