Taufe - Entscheidung
Was geschieht bei der Taufe?
Wenn Eltern ihr Kind zur Taufe bringen, spielen oft Schutzvorstellungen und Familientraditionen eine Rolle: Die Eltern spüren Grenzen ihrer Fürsorge- und Lenkungsmöglichkeiten und möchten ihr Kind der umgreifenden Schutzmacht Gottes versichern. Daneben steht der Wunsch, das Kind möge hineinwachsen in eine tragende Gemeinschaft, die mit orientierenden Werten Lebenshilfe bieten kann.
In den christlichen Aussagen zur Taufe lassen sich all diese Anliegen durchaus wiedererkennen; sie werden aber anders formuliert und breiter entfaltet.
Ich taufe dich in den Namen des Vaters ...
Zunächst einmal wird der Mensch durch die Taufe mit Gott verbunden. Nachdem die Eltern oder Paten am Taufstein den Namen des Kindes genannt haben, wird dieser Name vom Pfarrer mit dem Namen des dreieinigen Gottes "versprochen", das heißt der Name Gottes und der des Täuflings werden auf sprachliche Weise miteinander verbunden oder verflochten. So wird bewusst gemacht, dass dieses Kind (wie jeder Mensch) ein Kind Gottes und damit etwas Heiliges ist.
Diese Anerkennung, ein Gotteskind zu sein, kann niemals genommen werden. Die Würde, von Gott geliebt zu werden, können wir unter keinen Umständen verlieren - was immer auch geschieht und was immer wir tun.
Der Segen, der bei der Taufe gesprochen wird, ist freilich keine Schutzimpfung, die alle Schwierigkeiten von uns fernhält. Gott bewahrt uns nicht vor Gefahren, die nun mal zum Leben dazugehören; aber er kann uns "in" Gefahren bewahren, insofern äußeres Leid uns nicht innerlich zerstören muss. Das Vertrauen auf die unverlierbare Liebe Gottes kann zu einer seelischen Festigkeit führen, mit der man Krisensituationen überstehen kann.
... und des Sohnes ...
Die Taufe ist auch der Beginn eines Lebens als Christ: Das wird besonders durch das Element des Wassers deutlich gemacht. Ursprünglich war mit dem Taufritus ein wirkliches Untertauchen verbunden, wie es bei orthodoxen Kirchen oder bei den Baptisten noch heute praktiziert wird (taufen = tauchen). Mit Rücksicht auf die Kinder deutet man in der katholischen und evangelischen Praxis das Untertauchen nur noch an durch ein Übergießen mit Wasser.
Gemeint ist damit aber nach wie vor dasselbe:
Taufen ist ein Hineinnehmen in die Lebensbewegung Christi: Wie Christus hinabgestiegen ist in das Reich des Todes, so wird jeder Täufling in das auflösende Chaoselement des Wassers untergetaucht; und wie Christus auferweckt wurde von den Toten, so wird auch der Täufling liebevoll und behutsam aus der Taufe gehoben.
Die Botschaft ist klar, aber auch hart: Als Christen werden wir durch die Taufe mit der realistischen Einsicht in die grundsätzliche Gefährdung unseres Lebens konfrontiert. Das Einzige was von Anfang an klar ist, ist das wir irgendwann sterben werden. Erst auf der Basis dieser Einsicht gewinnt der Glaube an die Auferstehung an Bedeutung. Als Christen gehen wir nicht auf einen dunklen Horizont zu. Obwohl wir die Realität des Untergangs anerkennen, haben wir ein realistisches Vertrauen in das Leben, das all unsere Ängste überwinden kann.
Der harte Aspekt wird angesichts der Taufe von Kindern oft unterschlagen - zu Unrecht. Eltern spüren sehr wohl die Gefährdung, die ihr Kind von Mutterleibe an umgibt. Der Anfang eines Lebens ist mit Schmerzen und realen Gefahren verbunden. Und mit seelischen Todesängsten, weil das Kind aus der paradiesischen Geborgenheit im Mutterleib ausgetrieben wird, ohne sich die lichte Weite der Welt, in die es geboren wird, auch nur im Geringsten vorstellen zu können. Leben bedeutet immer auch Loslassen, vom ersten Atemzug an. Diese grundlegende Wahrheit hat Jesus immer wieder gelehrt: Wer sein Leben bewahren will, der wird es verlieren; wer das ewige, das wahrhaftige Leben finden will, der muss immer wieder bereit sein, sein Leben loszulassen.
... und des Heiligen Geistes ...
Taufe ist schließlich auch die Aufnahme in die Kirche. Während die Taufe früher oft als rein familiäre Feier in der Kirche oder auch im Haus der Eltern stattfand, ist sie heute fest im Gottesdienst verankert. Damit wird der Aspekt der Aufnahme in eine Gemeinschaft betont, die sich bemüht, den heilsamen Geist Gottes lebendig werden zu lassen. Die Gemeinschaft, in die ein Täufling aufgenommen wird, ist freilich mehr als nur die Kirchengemeinde vor Ort. Es ist die große, weltweite Kirche, die man als ein Schatzhaus der Weisheit des Lebendigen verstehen kann. Das Christentum hat eine Tradition von Werten hervorgebracht, die zumindest für die westliche Welt nach wie vor grundlegend sind: die 10 Gebote als Lebensregeln, die Bedeutung der Liebe, Vergebung statt Rache, Hilfe für Notleidende...
Mit der Taufe wird ein erster Schritt getan, um dem Täufling den Reichtum der religiösen Traditionen als Lebenshilfe zu erschließen. Damit sich dieser Keim entwickelt, muss ein getauftes Kind freilich etwas von seiner Taufe und deren Bedeutung für sein Leben erfahren. Darum werden Eltern und Paten bei der Taufe auf ihre Verantwortung für die christliche Erziehung des Täuflings hingewiesen. Auch die Kirchengemeinde versucht durch ihre Bildungsangebote und insbesondere durch den Konfirmandenunterricht, die Entwicklung einer heilsamen Lebenshaltung zu fördern.