Musik der geschenkten Stunde
alla cappella - Vokalmusik aus Hann. Münden
(Bericht der HNA vom 3.November 06 - Nicola Uphoff-Watschong)
LIPPOLDSBERG. Die "geschenkte" Stunde zum Ende der Sommerzeit verbrachten über 150 Besucher bei geistlicher Abendmusik zwischen den Säulen der Klosterkirche Lippoldsberg.
Vokalensemble "alla cappella" in der Klosterkirche Lippoldsberg
Im großen Halbkreis um den Altar verteilt passten sich die neunzehn Sänger und Sängerinnen von "alla cappella" optisch den romanischen Bögen der Basilika an. Die für ein recht großes Ensemble ungewöhnliche Aufstellung verdeutlichte: Hier wird jede einzelne Stimme gezielt eingesetzt und kombiniert mit den anderen, um einen optimalen Chorklang zu erreichen.
Die weit tragende Akustik der Kirche war für den Chor aus Hann. Münden gewöhnungsbedürftig, insbesondere Sopranstimmen werden zwischen den alten Steinen erheblich verstärkt. Doch kurze vorangehende Proben reichten den SängerInnen, um sich mit den Verhältnissen vertraut zu machen. Das Ensemble präsentierte sich im Konzert mit homogenem Chorklang, die unterschiedlich stark besetzten Stimmen erreichten ein ausgewogenes Verhältnis.
Besonders spannend waren in diesem Rahmen Stücke von Melchior Vulpius, Henry Purcell oder Carl Orff, die mit den einzelnen Stimmen spielten, mal einen tiefen Unterchor in den Vordergrund stellten, mal die hohen Frauenstimmen. Der Sopran musste dabei immer wieder schwindelnde Höhen erklimmen.
Chorleiter Jörn Tegtmeyer verlangsamte die ausgesprochen unterschiedlichen Kompositionen aus vier Jahrhunderten, so dass die gesungenen Worte gut verständlich durch die Kirche wehten. Das wurde besonders bei Johannes Brahms Marienliedern deutlich, deren sieben Stücke in vielen Aufführungen ohne Pausen ineinander übergehen und oft erheblich schneller intoniert werden. Die Eigenart der einzelnen Lieder wurde in Tegtmeyers Interpretation sehr viel deutlicher herausgestellt.
Sein intensives und kraftvolles Dirigat übertrug sich auf den Chor, der das eineinhalbstündige Programm mit großem Engagement und Durchhaltevermögen vorstellte. Nur unterbrochen durch kurze Bibellesungen, die den Charakter der jeweils folgenden Gesangsstücke markierten, blieb die Aufmerksamkeit und Präsenz der SängerInnen bis zum Schluss erhalten.
Auch nach dem letzten Stück, einem Abendlied von Hugo Distler, ließ sich der Chor nicht lange um eine Zugabe bitten, die mancher Besucher sicherlich leise mitsummte: Nun ruhen alle Wälder …. es schläft die ganze Welt.
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