Saxophonischer Streifzug durch die Jahrhunderte
Deutsches Saxophon Ensemble spielte Klassik in der Klosterkirche Lippoldsberg
(Bericht der HNA vom 25. Oktober 2011 - Nicola Uphoff-Watschong)
Deutsches Saxophon Ensemble:
Monika Leufgen, Altsaxophon, Katharina Stashik, Baritonsaxophon,
Michael Ruf, Tenorsaxophon, Nicole Schillings, Sopransaxophon
Lippoldsberg. Wer erwartet hatte, am Konzertabend mit dem Deutschen Saxophon Ensemble flotte Jazzklänge in der Klosterkirche zu hören, mag angesichts des Programms verwundert gewesen sein.
An erster Stelle die Kunst der Fuge von Johann Sebastian Bach - auf Saxophon? Erstaunlich dann das Klangergebnis: Bei geschlossenen Augen hätte es ebenso gut die Orgel sein können, die kunstvoll die ganz unterschiedlichen Klangfarben zusammenfügte.
Der große Vorteil dieser ungewohnten Instrumentierung war ganz deutlich in der bewussten, lebendigen Dynamik des Spielens zu finden. Vier Musiker hauchen den Klängen naturgemäß mehr Leben und individuelle Interpretation ein als ein einzelner Organist es vermag. Zudem zeigten Nicole Schillings, Monika Leufgen, Michael Ruf und Katharina Stashik auffallend solistisches Temperament.
Eine Suite von Felix Mendelssohn Bartoldy erhielt durch die Melange von sanften und herausfordernden Tönen in Sopran-, Alt-, Tenor- und Baritonlage einen sehr viel moderneren Sound, als man von romantischer Musik aus dem 19. Jahrhundert gewohnt ist.
Als Tribut an den aus Amerika importierten Jazz zu Beginn des 20. Jahrhunderts brachte das Ensemble statt Unterhaltungsmusik das "Amerikanische Quartett" von Antonin Dvorak zu Gehör, das in seinen klassisch benannten Sätzen durchaus einen swingenden Unterton und dank seiner populären Melodien einigen Unterhaltungswert mitbrachte.
Von Ferenc Farkas im 20. Jahrhundert komponierte ungarische Tänze bildeten dagegen einen Zeitsprung zurück in die Renaissance und bäuerliche Volksmusik. Das mehrfach preisgekrönte Quartett, das sich bewusst vom Mainstream der Saxophonszene abhebt, wählte zum Abschluss die "Exotischen Tänze" von Jean Francaix aus, in denen er karibische Rhythmen mit fast futuristisch anmutenden Klängen schmückte. Die vier Sätze dauerten zusammen knapp 6 Minuten, jeder einzelne endete urplötzlich, grad so, als wäre dem Komponisten mittendrin die Luft ausgegangen.
Einen langen Atem kann man dagegen dem Ensemble bescheinigen, das als Zugabe mit unermüdlichem Elan ein original für Saxophonquartett geschriebenes Stück von Francaix spielte.
Über das Ensemble
Pressestimmen bezeichnen es als "Ensemble von internationaler Qualität" – seinen Klang als "Saxophon in Reinkultur": das Deutsche Saxophon Ensemble in klassischer Quartettbesetzung mit Sopran-, Alt-, Tenor- und Baritonsaxophon.
Abseits von Jazz, U-Musik und jeglichem saxophonistischen Mainstream vereinen hier Nicole Schillings, Monika Leufgen, Michael Ruf und Katharina Stashik eine Vielfalt an musikalischer Kompetenz.
Ihre künstlerische Ausbildung absolvierten sie an führenden europäischen Hochschulen in den renommierten Klassen von Daniel Gauthier, Iwan Roth und Johann van der Linden.
Die Mitglieder sind 1. Preisträger nationaler und internationaler Wettbewerbe wie z.B. dem CONCOURS DE LA RADIO SUISSE ROMANDE, dem TORNEO INTERNAZIONALE DI MUSICA Rom 2002 sowie dem BUNDESWETTBEWERB "Jugend musiziert" und wurden mit Stipendien des DEUTSCHEN MUSIKRATS, der VILLA MUSICA und dem Verein YEHUDI-MENUHIN Live Music Now e.V. ausgezeichnet.
Neben ihrer umfangreichen kammermusikalischen Tätigkeit gastierten sie bei deutschen Bühnen und Orchestern wie den BERLINER PHILHARMONIKERN, dem GÜRZENICH ORCHESTER KÖLN, den Rundfunkorchestern des WDR, HR und SWR sowie dem TONHALLEORCHESTER ZÜRICH unter so namhaften Dirigenten wie Lorin Maazel, Erich Leinsdorf, Michael Gielen, Andre Previn, Herbert Blomstedt, Marc Soustrot und Jonathan Nott. Rundfunk-und Fernsehproduktionen liegen beim WDR, HR, BR, SWR, DRS, ARTE, RTL und dem früheren SDR vor.
Die Pflege der üblichen Standardliteratur ist nur ein Segment ihrer kammermusikalischen Arbeit. Seinem Namen verpflichtet, setzt sich das Ensemble auch in besonderer Weise für zeitgenössische Werke vorrangig deutscher Komponisten ein. So bedachten in jüngster Zeit keine geringeren als die großen Altmeister und Klassiker des 20. Jahrhunderts Jürg Baur und Harald Genzmer das Ensemble mit Kompositionen für Saxophonquartett und Bariton bzw. Klavier.
Als solitäre Protagonisten erschließen sie darüber hinaus dem Saxophon als jüngstem aller Orchesterinstrumente mit eigenen Quartettbearbeitungen wichtige tradierte Meisterwerke der deutschen Musikgeschichte.
Die Quintessenz ist eine außergewöhnliche Ensemblephilosophie, mit der sich das Deutsche Saxophon Ensemble längst als eines der führenden Saxophonquartette im Konzertbetrieb etabliert hat. Diese, gepaart mit entsprechenden Programmkonzepten, fundierten Moderationen und einer sympathischen Bühnenpräsenz, begeistert sowohl Publikum als auch Rezensenten immer wieder aufs Neue.
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