Meditative Stimmung gegen die Alltagshektik
Musikalische Messe mit dem Göttinger Vokalensemble i dodici fand große Beachtung
(Bericht der HNA vom 8. Juli 2014 - Nicola Uphoff-Watschong)
Lippoldsberg. Anspruchsvolle Chormusik aus mehreren Jahrhunderten hallte von den Steinen der Klosterkirche Lippoldsberg wieder. Der wunderschöne Klang, den das Göttinger Vokalensemble i dodici in der Kirche entfaltete, machte deutlich, wofür die Basilika einst gebaut wurde. Mit dem Programm "Gloria" entstand die Stimmung einer strengen, aber durch Musik bewegten Messe.
Zu Beginn nahm ein mittelalterlicher Introitus die Zuhörer mit auf einen gottesdienstlichen Weg, der die Menschen durch die Form der Liturgie mit dem Göttlichen verbinden sollte. Dass dies gelang, ist der Fähigkeit des Ensembles zuzuschreiben, durch leise und doch raumfüllende Töne die Herzen der Besucher anzurühren.
Die abwechslungsreiche Gestaltung der Stilrichtungen von Gregorianik über Barock und Romantik bis zur Moderne schuf eine Beziehung zwischen der alten Messform mit ihren überwiegend lateinischen Texten und den aufgeklärten Menschen von heute.
Die dreizehn Sängerinnen und Sänger von i dodici zeigten sich unter der Leitung von Tilmann Prautzsch jedem Metier gewachsen. Mit ausgewogener Stimmbesetzung, hervorragender Textverständlichkeit und solistischem Können gaben sie jedem Lied seinen eigenen Charakter.
Die Begeisterung der Musiker für außergewöhnliche Chormusik und moderne Harmonien wurde vor allem bei der gesungenen Lesung "Jesus und Nikodemus" von Ernst Pepping deutlich spürbar. Mit viel Mut schreckten sie auch nicht vor dem extrem schwierigen und hohen Sanctus und Benedictus von Francis Pouleric zurück, das rhythmisch und harmonisch eine große Herausforderung darstellte.
Als gute Entscheidung erwies sich, das liturgische Programm nicht mit kirchlicher Orgelmusik, sondern mit Solo-Stücken für Cello zu unterbrechen. Beim warmen Klang des Instruments und dem filigranen, virtuosen Spiel des Cellisten Frank Scheller kam eine meditative Stimmung auf, die jegliche Alltagshektik vergessen ließ. Mit Kompositionen von J.S. Bach und einer eigenen Improvisation bereicherte der Göttinger Musiker das Gesamtkonzept des Abends.
Die Begeisterung der Zuhörer, die dem Konzert in andächtigem Schweigen folgten, entlud sich nach dem letzten Stück, einem Abendlied von Rheinberger, in lang anhaltendem und verdientem Applaus.
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