Jazztime zwischen Himmel und Erde
Konzert mit dem Vokalensemble TonArt, Gospelsänger Jan Vering und Jazzpianist Hartmut Sperl
Bericht der HNA vom 27.September.05 (Nicola Watschong)
Fingerschnipsen gehört ebenso zum Gospel wie gefühlvoller Gesang
und mehrstimmige Arrangements - überzeugend interpretiert
vom Vokalensemble Tonart und Jan Vering (links).
LIPPOLDSBERG. Vokalmusik vom Feinsten, dazu eine deutsche "Gospel-Legende" und Swing vom Piano ergeben eine Mischung, die aus bodenständiger Musik ein mitreißendes Konzert macht. "Wir singen Lieder, die all die unterschiedlichen Hoffnungen und Sorgen der Menschen zwischen Himmel und Erde umfassen" - so stellten die Musiker ihr Programm den etwa 160 Besuchern vor. Von Liebe und Leid, Freude und Trauer, Glauben und Zweifel, Lachen und Weinen erzählten die sieben Sänger aus Siegen in Songs, die auch musikalisch breit gefächert waren. Unterstützt wurden sie von Hartmut Sperl, der auf dem Flügel begleitend und solistisch Jazzclub-Atmosphäre verbreitete.
Begnadeter Jazzpianist Hartmut Sperl
Irische Folklore, Popmusik und vor allem Gospels wurden ohne große Show emotional interpretiert und gelegentlich improvisiert. "Mädchen lach doch mal …", eines der rein vokalen Lieder des Ensembles TonArt forderte auch die Zuhörer auf, den "Zähnen mal das Tageslicht zu zeigen" und sich fröhlich und beschwingt auf das Konzert einzulassen.
Von Tante Gertrud war die Rede, die dem damals noch kleinen Jan Vering eine Schallplatte der Gospelsängerin Odetta nahe brachte. Dass er davon nachhaltig geprägt wurde, bewies er in bewegenden Songs wie dem 1923 vom Jazzpianisten Thomas A. Dorsey geschriebenen ersten Gospel "Precious Lord", in dem Dorsey den Tod seines neugeborenen Kindes und seiner Frau verarbeitete. Viele Spirituals und Gospels integrieren Tod und Hoffnung auf eine bessere Welt jenseits des Jordans. Er steht hier für den Fluss, der die mühselige Welt der Lebenden von dem befreiten Dasein der Toten trennt. Manche dieser Lieder sind getragen und innig, andere voller Lebenskraft und Lebensfreude. Zu den stillen Momenten gehörte auch der deutsche Titel "Gnade", der mit seinem flehenden Appell an die Humanität unter die Haut ging.
Große Stimme und Bühnenpräsenz - Gospelsänger Jan Vering
Die Erklärungen zu den einzelnen Stücken waren oft amüsant, aber auch tiefsinnig. Sänger Jan Vering vermittelte mit seinen Einführungen einen ebenso ehrlichen und selbstverständlichen Glauben wie die Gospels, die er mit raumfüllender und variationsreicher Stimme sang.
Mit 160 Konzerten im Jahr gehörte Vering zu den ganz Großen der Gospelmusik, bis er vor 18 Jahren seine musikalische Karriere beendete und die Kulturredaktion der Westfälischen Rundschau übernahm. Seitdem beteiligt er sich an maximal fünf Konzerten im Jahr. Die Freude, die er dabei empfindet, teilt er mit seinem Publikum.
Manche einer hatte ihn vor 20 Jahren das letzte Mal gehört und war begeistert, ihn in ungebrochener Bühnenpräsenz in der Klosterkirche Lippoldsberg zu erleben. Sein Anliegen ist es, Raum zu schaffen für die "kleinen" Töne, für zuversichtliche Zwischentöne. Über die Klosterkirche sagt er: " Dieser Raum singt von allein, man muss nur sein Herz öffnen und gut hinhören." Den Besuchern bescheinigte er eine wunderbare Qualität des Zuhörens.
Großen Respekt, so Vering, habe er für seine Freunde und Sängerkollegen des Vokalensembles TonArt, die mit ihren sechs sehr individuellen Stimmen erstaunlich harmonierten. Die enge Verbundenheit der Musiker untereinander war spür- und hörbar. 70 Titel haben sie im Laufe der 3 Jahre eingeübt. Nicht nur in Konzerten ist TonArt zu hören, auch für Hochzeiten und andere Anlässe lassen sich die Sänger buchen.
"Basisdemokratisches" Ensemble mit viel Ausstrahlung - "TonArt" aus Siegen
Zum Ensemble gehören: Christiane Wenmakers und Damaris Bottenberg (Sopran), Dorle Jeschke und Dorle Leipold (Alt), Wolfgang Leipold (Bass) und als Tenor, jüngstes Mitglied und musikalischer Leiter Andreas Müller. Ihr musikalisches Engagement brachte ihnen in diesem Jahr 4 Auszeichnungen im Leistungschorwettbewerb des Sängerbundes Nordrhein-Westfalen ein.
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