Musik von "Weiß nicht woher"
Neu entdeckte Klänge beim Obertonkonzert mit Reinhard Schimmelpfeng
(Bericht der HNA vom 20. Mai 2013 - Nicola Uphoff-Watschong)
Lippoldsberg. Beim Pfingstfest gehe es um die bislang unentdeckte Seite Gottes, begrüßte Pfarrer Trappe die Besucher des Obertonkonzerts mit Reinhard Schimmelpfeng (Bremen) am Vorabend des Pfingstsonntags in der Klosterkirche Lippoldsberg.
Die Entdeckung unbekannter Klänge und einer Musik von "Weiß nicht woher", bei der die Steine der Kirche mitsängen, sei das Wesen der Obertonmusik und darum bestens geeignet, das pfingstliche Geschehen musikalisch darzustellen.
In der Stille des Raumes erklangen pfeifende Töne, die Schimmelpfeng über einer gesungenen Melodielinie und lang anhaltenden Grundtönen entstehen ließ. Wundersam und sphärisch erreichten sie nicht nur die Ohren der Zuhörer, sie rührten innerlich an, berührten auch religiöse Empfindungen.
Schimmelpfeng schien während der Gesänge tief versunken, ohne sich dabei in spirituellen Welten zu verlieren. Er ist nicht nur Botschafter dieser anderen Klangwelt, sondern auch Realist, der sehr genau über die physikalischen Grundlagen der Obertöne Bescheid weiß und sein Wissen gerne teilt. Obertöne seien keine Erfindung des Menschen, sie seien immer da, wo Klang ist, beim Sprechen, beim Singen, beim Musizieren, erklärte er. So deutlich und kunstvoll aber hört man sie wohl nur, wenn ein Meister wie Schimmelpfeng sie ertönen lässt.
Die Stücke waren keine Zufallsprodukte oder Improvisationen. Der Musiker ist auch Komponist, der jede Obertonmelodie exakt festgelegt hat. Sie immer gleich zu reproduzieren erfordert hohe Konzentration und exakte Beherrschung der Stimmbänder und der Mundmuskulatur.
Reinhard Schimmelpfeng (2.v.l.) war nach dem Konzert gerne bereit,
das seltene Instrument "Windharfe" zu erklären,
das zu akustischen Forschungszwecken entwickelt wurde.
© Nicola Uphoff-Watschong
Auf besonderes Interesse stießen die mitgebrachten Instrumente, die ebenfalls Obertöne lebendig werden ließen. Dazu gehörte eine Windharfe, ein High-Tech-Instrument, gebaut an der Universität Ulm, das mit Pfauenfederkielen angeschlagen oder einfach nur durch Luftbewegungen unglaublich sanfte Klänge produzierte. Vorbild war die chinesische Ch'in, deren Musik damals Politikern zu weisen Entscheidungen verhelfen sollte.
Auch Rohrflöte, Didgeridoo, Handorgel und eine Obertontrommel aus einer ausziehbaren Plastikspirale entführten in diese besondere Musikwelt, in der sich die eigenen Gedanken beruhigen können und in der Raum entsteht für Neues, Unentdecktes.
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