Am Kreuz und Grab Jesu
Musikalische Passionsgedanken in der Klosterkirche
(Bericht der HNA vom 18. April 06 - Nicola Uphoff-Watschong)
Passionskonzert 2006
LIPPOLDSBERG. Aus verschiedenen Perspektiven wurde das Karfreitagsgeschehen in der romanischen Basilika musikalisch beleuchtet. Mit einer Suite von J.S. Bach eröffnete das Wilhemshavener Streicherensemble das Konzert. Schon mit den ersten Takten erfüllten Ruhe und Besinnung auf die Todestunde Jesu den Raum und die ca. 250 Besucher.
Kirchenmusikdirektor Klaus Dieter Kern, Ausbilder der Lippoldsberger Kantorin Elisabeth Artelt, machte mit würdevollen und versöhnlichen Klängen des Bach-Präludiums und der Fuge in c-Moll an der Orgel deutlich, dass das Sterben Jesu nicht nur düstere, schmerzvolle Aspekte beinhaltet.
Kernstück der Aufführung war eine relativ unbekannte Komposition W.A. Mozarts, die er im Alter von 11 Jahren schrieb. Eine gerade dem Grab entstiegene Seele und ein Engel stehen sich gegenüber. Sie beklagen in Rezitativen, Arien und einem Duett des Menschen Sünde, das Leiden und den Tod Christi.
Aufführung der "Grabmusik" von W.A. Mozart
Die erste überaus schwierige Arie mit aufrührerischem Text ist dem Bass zugeteilt. Die Worte "Felsen, spaltet euren Rachen" und "Brüllt ihr Donner!" hat der junge Mozart zu einer furiosen, opernhaft anmutenden Melodie verwandelt, die von Gerd Neumann (Göttingen) dynamisch und akzentuiert vorgetragen wurde. "Ergib dich, hartes Herz" schrieb Mozart dem Engel in die Feder und Sopranistin Gundula Bernhold gestaltete die trauernden und mahnenden Worte der Lichtgestalt ganz ohne Pathos, klar und schlicht. Die Sanftheit ihres Gesangs berührte unmittelbar das Herz der Zuhörer. Im Duett kamen beide Stimmen zusammen, ergänzten sich nicht nur in ihrer Eigenart, sondern fanden auch gemeinsam die Antwort auf die brennende Frage von Schuld und Vergebung ("Liebstes Herz, dich will ich lieben.") Ein später hinzukomponierter, strahlender Schlusschor beendete das imponierende Werk des kindlichen Meisters.
Wie eine Atempause wirkte das nachfolgende Streichkonzert von G.Ph. Telemann. Es verdichtete die Atmosphäre der Würde, die dem Tod Jesu inne ist.
Stabat Mater von J.G. Rheinberger
Kantorei und Orchester unter Leitung von Kantorin Elisabeth Artelt
Die Kantorei St. Georg wandte sich dem Leiden Jesu und dem Mitleiden seiner Mutter zu. "Stabat Mater", eine Komposition von J.G. Rheinberger, nimmt den lateinischen Text des 14. Jahrhunderts auf, der Passionsmystik und Marienverehrung vereint. Der Chor unter Leitung der neuen Kantorin war bestens vorbereitet auf das zum Teil schwierige Tonmaterial und die erforderliche Dynamik in der Gestaltung. Dem Zuhörer erschloss sich der Text nicht nur durch die Übersetzung im Programm, sondern auch durch die Art der Darbietung. Leidvolle Erfahrungen, aber auch die Aussicht auf die Herrlichkeit des Paradieses drückten die Sänger und Sängerinnen stimmlich aus.
Abschließend war Klaus Dieter Kern mit einem weiteren Werk J.S. Bachs an der Orgel zu hören. Präludium und Fuge in h-Moll, Bachs bevorzugter "Passions-Tonart" eröffneten noch einmal den Ausblick auf den österlichen Sieg über den Tod.
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