Mit der Mutter Christi am Kreuz
Klosterkirche Lippoldsberg führte F.J. Haydns "Stabat Mater" auf
(Bericht der HNA vom 6. April 12 - Nicola Uphoff-Watschong)
Lippoldsberg. 60 Musiker brachten zur Todesstunde Jesu Werke von Franz Joseph Haydn in der vollbesetzten Klosterkirche zu Gehör. An der Aufführung des "Stabat Mater" waren die Kantorei, vier Solisten und das Wilhelmshavener Streicherensemble beteiligt.
Einführend und einfühlend spielte das Ensemble einen getragenen Satz aus der Sinfonie Nr. 34, während der Zustrom von Besuchern nicht enden wollte. Die große Resonanz bestätigte die in Lippoldsberg jahrzehntelang gewachsene Tradition, das gewalttätige Ende der Passionsgeschichte musikalisch zu erzählen.
Die Musik Haydns war in diesem Zusammenhang zunächst ungewöhnlich, trägt er doch den Ruf eines ausgesprochen und eigentlich ausschließlich heiteren Komponisten. Trotzdem ließ sich in seiner Interpretation des mittelalterlichen Textes unter der oft beschwingt-barocken, Oberfläche Betroffenheit und tiefes Mitleid mit der im Herzen getroffenen Mutter Jesu am Kreuz heraushören.
Haydn gelingt es auch ohne übertriebene Dramatik, die Hörer in das Geschehen am Kreuz hineinzuziehen. Die textlich tragischeren Schwerpunkte und düstere Stimmungen verwandelte Haydn in kraftvolle Moll-Akkorde, die von allen Musikern mit Nachdruck und Leidenschaft herausgearbeitet wurden.
Die Solisten beim Passionskonzert 2012
(v.l.) Sebastian Seitz, Benjamin Kirchner, Nina Böhlke und Marina Szudra
Kantorin Elisabeth Artelt ist es souverän gelungen, Ensemble, Chor und die sehr unterschiedlichen Solisten zu einer Einheit zu verschmelzen. Marina Szudra verlieh dem Sopran eine wunderbare, glasklare Leichtigkeit, Nina Böhlkes warme Altstimme wirkte wie eine innere Stimme etwas zurückhaltender.
Respekt sei Benjamin Kirchners Tenorsoli gezollt, der, mal verhalten, mal selbstbewusst, auch nach schwierigen Halbtonläufen punktgenau landete. Der opernreife Bass von Sebastian Seitz setzte zwei lebhafte Strophen dramatisch in Szene.
Kantorei Lippoldsberg und das Wilhelmshavener Streicherensemble
beim Passionskonzert 2012
Die Kantorei überzeugte in den schmerzvollen Passagen durch weiche Stimmführung ebenso wie im abschließend strahlend gesungenen Ausblick auf ein Leben im Paradies.
Das Wilhelmshavener Streicherensemble, unterstützt von Peer Schlechta (Orgel), Wolfgang Glatzel und Martin Schünemann (beide Oboe), sorgte ebenso wie alle Sänger für die hohe Qualität des Konzerts.
Pfarrer Trappe öffnete zum stillen Abschluss ein Fenster zu Ostern, denn "die Geschichte ist mit dem Karfreitag nicht zu Ende"!
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