Zauberworte einer geheimen Sprache
Organist Peer Schlechta und Saxophonist Ove Volquartz redeten "mit anderen Zungen"
(Bericht der HNA vom 23. Oktober 2012 - Nicola Uphoff-Watschong)
Lippoldsberg. "Wetepp-ma Zeulcon-dos" - was anmutet wie eine Beschwörungsformel aus dem Lehrbuch Harry Potters war als klangvolle Überschrift zweier Kompositionen durchaus geeignet, Menschen zu verzaubern. In fremder musikalischer Sprache - "mit anderen Zungen" - spielte Peer Schlechta an den beiden Orgeln der Klosterkirche Lippoldsberg. Ove Volquartz, der Komponist der Werke, bediente verschiedene Blasinstrumente.
Das erste machtvolle Wort hatte jedoch ein Gong, der mit drängender Intensität in eine japanisch anmutende Melodie hinein- und wieder hinaus tönte. Im nächsten Moment glaubte man, auf einem großen belebten Platz zu sein, wo zahllose Stimmen multikultisch durcheinander schwirrten. Die Instrumente imitierten und improvisierten dabei nicht nur menschliche Stimmen, sondern auch einander, wenn die Töne der Orgel und die der verschiedenen Saxophone und Klarinetten ineinander glitten.
In diesem flirrenden Auf und Ab der Tonskalen, die durch die große Basilika hallten, blieben die Klänge trotzdem glasklar und transparent. Hatte man das Gefühl "jetzt wird es aber zu bunt" mischte sich eine ruhige Stimme in das lautstarke Plappern. Besonders eindrucksvoll gelang das beim Einsatz der Contrabassklarinette, deren Ton Volquartz mittels Zirkularatmung über eine lange Phase stehen lassen konnte.
Währenddessen zog Schlechta an der Orgel Register, die man so faszinierend in der Klosterkirche noch nie gehört hatte. Mal schienen die Klänge haltlos zu schweben, mal waren sie getragen von rhythmisch bewegten Strukturen. Bewegt von der Musik waren auch die Zuhörer. Ausdrücklich wurde vorab empfohlen, das Konzert von verschiedenen Standpunkten aus zu genießen, ebenso erklang die Musik von wechselnden Spielorten.
Sehr eindrucksvoll gestaltete sich die Wanderung des Saxophonisten durch den Raum bis zur Empore, wo eine Querflöte im Wechselspiel mit der Orgel wieder ganz neue Klangmuster erschuf. Die beeindruckte Stille, die diesem hochkarätigen Programm mit Neuer Musik folgte, werde er so schnell nicht vergessen, betonte Pfarrer Christian Trappe.
"Wetepp-ma Zeulcon-dos" - die bewusst wahllose Aneinanderreihung von Buchstaben hat für diesen Abend einen Sinn bekommen, sie könnte heißen: "Verzaubern Bewegen".
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