Brott immer gutt, Krieg nix gutt
Versöhnliches Konzert mit Vokalharmonie aus St. Petersburg
(Bericht der HNA vom 7. Oktober 08 - Nicola Uphoff-Watschong)
Der Tag der innerdeutschen Einheit bot den politisch und menschlich idealen Rahmen für den gemeinsamen Auftritt des russischen Vokalensembles "Harmonie" und dem Kenner und Liebhaber russischer Literatur Dr. Gerd Zimmermann.
Russisch-deutsche Freundschaft auf der Bühne, v.l. Dmitry Mednikov,
Jouri Kupreev, Boris Karandassov, Gerd Zimmermann Jouri Stepanov,
Ilja Mikhailenko und Dirigent Alexander Andrianov
Fein aufeinander abgestimmt waren nicht nur die sechs Sänger, auch die ausgewählten Gedichte und Kurzgeschichten fügten sich thematisch vertiefend in die Liedvorträge ein. Das Konzept, russische Literatur und Musik zu vereinen, ist vor knapp zwei Jahren entstanden, als Zimmermann und das Ensemble zu einer gemeinsamen Veranstaltung geladen wurden. Man verstand sich prächtig und beschloss, fortan gemeinsam durch Deutschland zu touren.
Die Sänger sind mit Leib und Seele bei der Sache. Sie lehren am Musikkonservatorium in Petersburg und ziehen als exquisiter Chor seit 12 Jahren durch die Lande. Jeder von ihnen ist darüber hinaus ausgezeichneter Solist, doch besonders beeindruckt zeigten sich die Zuhörer von der brillanten Zartheit der Sopranstimme Boris Karandassas.
War der erste Teil des Konzerts noch ein wenig "seelentief zerreißend und zu Boden ziehend" (Zitat Zimmermann), so erlebte das Publikum im zweiten Teil, dass russische Musik und Literatur mit subtiler Komik und heiterem schauspielerischem Talent luftig und leicht daherfliegen kann wie die besungene Nachtigall.
Das Vokalensemble Harmonie St. Petersburg zeigte seinen Sinn für Humor
und brachte neben geistlicher Musik fröhliche Volkslieder zu Gehör.
Liebe, Sehnsucht nach Heimat und Frieden, die Schönheit der Natur - auch wenn all dies auf traditionelle russische Art interpretiert wurde, machten die Klänge doch deutlich, dass Musik die Völker verbindet. Daher wurde am Ende und als Höhepunkt eine Geschichte von Albert Buck vorgetragen, die mit großer menschlicher Wärme vom Teilen eines Brotes zwischen einem Deutschen und einem Russen am Ende des 2. Weltkriegs erzählte.
Die vom Ensemble eingeflochtenen, innig gesungenen Lieder gingen nahe. Sie machten bewusst, dass nicht Politiker die Länder zu einen vermögen, sondern nur die Bereitschaft der dort lebenden Menschen zu Versöhnung und Vergebung tief greifende Veränderung bringt.
Und so war es nicht nur die musikalische Leistung, die das Publikum zu Standing Ovations hinriss, sondern das glaubhafte Angebot, sich warmherzig von Mensch zu Mensch zu begegnen.
Solisten
Jouri Kupreev - 1. Tenor
Dmitry Mednikov - 1. Tenor
Boris Karandassov - 2. Tenor
Jouri Stepanov - Bariton
Ilja Mikhailenko - Bass
Alexander Andrianov - Bass und Dirigent
Biografie Dr. Gerd Zimmermann
Dr. Gerd Zimmermann studierte nach seinem Abitur in Nienburg Slawistik und arbeitet seit vielen Jahren als Dozent für russische Geschichte, Sprache und Literatur an der Universität Göttingen und an der Volkshochschule.
Auf einer Vielzahl von Reisen durch die ehemalige Sowjetunion und das heutige Russland lernte er das Land mit seinen Menschen kennen und versucht immer wieder seine Erfahrungen und Einsichten in beeindruckender Weise an Interessierte weiterzugeben.
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