Schwarzmeerkosaken mit Peter Orloff
Eine Legende auf Reisen besucht die Klosterkirche
(Bericht der HNA vom 3. Februar 2006 - Nicola Uphoff-Watschong)
Peter Orloff und die Schwarzmeerkosaken in Schwarz
Legenden sind eigenartig, sie haben meistens einen wahren Kern, aber auch zahlreich dazu gedichtete Ausschmückungen. Sie haben Kultcharakter, aber eigentlich weiß keiner mehr, wie sie wirklich entstanden sind. So ähnlich könnte man das Geheimnis der erfolgreichen Schwarzmeerkosaken unter Leitung von Peter Orloff beschreiben.
Musikalisch betrachtet heben sie sich nicht von anderen Kosakenchören ab. Sie singen im Wesentlichen das übliche Repertoire, eine Mischung aus russischer Liturgie der orthodoxen Kirche, rustikaler Folklore und gefühlsstarker Balladen mit meist christlichem Inhalt. Was also hat diesen 1938 gegründeten Chor so berühmt gemacht?
Peter Orloff und die Schwarzmeerkosaken in Weiß
Geschickte Promotion gehört dazu, mit der sich Musikproduzent Peter Orloff gut auskennt. Aber allein damit hätten die Schwarzmeerkosaken in der Flut russischer Ensemble nicht die Spanne von mehr als einem halben Jahrhundert großer öffentlicher Wirkung überdauert.
Es braucht einen Menschen mit Charisma, dem es gelingt, Musiker und Publikum mitzunehmen auf eine Reise in die Klänge und Traditionen russischer Musik. Peter Orloff hat diese Begabung, mit der er auch seine eigene Karriere als Schlagersänger aufgebaut hat.
Die Vision dessen, was der Chor bewirken soll, trägt er als Erbe seines Vaters, des Theologen Nikolai Orloff, weiter: Die Musik erreicht das Herz der Zuhörer und transportiert den tiefen Glauben der Sänger, die ihre Lieder als Gotteslob verstehen.
Es wäre spannend, die Schwarzmeerkosaken einmal in einem rein liturgischen Gesangskonzept zu erleben, frei von Opernattitüden und publikumswirksamen Volksliedern, denn hier liegt ihre tatsächliche Stärke.
In den geistlichen Stücken trafen die Stimmen frei und ungekünstelt zusammen und erzeugten die wohltuenden Harmonien, die der russisch-orthodoxen Musik zu Eigen sind. Ob es klug ist, sich einerseits von konkurrierenden Chören zu distanzieren und andererseits Lieder zu singen, die jeder Kosakenchor im Programm hat, Kalinka und Ave Maria eingeschlossen, bleibt dahin gestellt.
Einige volkstümliche Lieder, in denen Solisten aus dem Chor hervortraten, hatten aber durchaus ihren Reiz und sprangen als vitaler Funke auf die Besucher über. Der stimmgewaltige Bass Stefan Arininsky in der Legende der 12 Räuber oder die extrem hohe Kopfstimme des Tenors Iskander Tunare als "Eintöniges Glöckchen" seien stellvertretend für die sängerische Begabung aller Mitglieder genannt.
Peter Orloff als Solist bei einer interessanten Interpretation des 1. Psalms Davids
Entgegen den Erwartungen des Publikums sang Peter Orloff nur zwei Lieder als Solist. Es ist ihm hoch anzurechnen, dass er trotz seiner hervorgehobenen Rolle als musikalischer Leiter des Chores und seiner steilen Karriere als Sänger während des Konzertes in den Hintergrund treten konnte. Er übernahm einen Teil der Ansagen in gewohnter Showmanier, doch durch die Gesten hindurch sah man einen Menschen, der sein Leben glaubwürdig der Musik und den Menschen gewidmet hat. Er unterstrich, dass er jedes Konzert singe, als wäre es das erste Mal.
Der Spaß am Bühnenleben war allen Sängern anzumerken. Auch einstudierte kleine Plänkeleien wirkten echt und erheiterten das Publikum, das sich überwiegend enthusiastisch und gerührt zeigte. Beim abschließenden Vortrag "Guten Abend, gute Nacht" wurden verstohlen Tränen aus den Augen gewischt, bevor sich die Menschen mit erwärmten Herzen wieder in die sibirischkalte Nacht wagten.
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