Poesie und seltsam unwirkliche Musik
Susanne Kohnen gestaltete einzigartiges Programm in der Kirche
(Bericht der HNA vom 30. November 2017 - Tanja Temme)
LIPPOLDSBERG. Was wird uns wohl erwarten? Diese Frage schwirrte wohl in vielen Köpfen umher, als am Sonntagabend ein Konzert der ganz eigenen Art in der Lippoldsberger Klosterkirche anstand.
Mit einer Mischung aus Musik, Videocollagen und Texten gelang es dort Sabine Kohnen, das Publikum in eine besondere Stimmung abtauchen zu lassen. Tosender Applaus und viele Lobesworte am Ende zeigten, dass ihr Ausflug in „Zeit und Ewigkeit“ mehr als nur ankam.
Dass die Frankfurterin nicht nur eine begabte Musikerin ist, sondern auch ein feines Gespür für visuelle Motive hat, konnten die Besucher in der einstündigen Veranstaltung erleben. Und auch ihre Textauswahl aus Michael Endes „Momo“ korrespondierte so vortrefflich, dass man schon fast von einer meditativen Stimmung während ihrer Darbietung sprechen kann.
In Stummfilm-Manier begleitete sie ihre poetischen kleinen Filme an der Oboe, dem Saxophon, einem Klangauge und dem außergewöhnlichen Instrument Theremin. Seit vielen Jahren habe sie eine Vorliebe für das Filmen entdeckt – so seien schon vor zehn Jahren die Konzerte mit Leinwand entstanden, erklärt die studierte Oboistin. Schönes und auch seltsam Anmutendes aus ihrer heimischen Umgebung zeigt Kohnen in ihrer Filmkunst, in der sie Natur- und Stadtszenen eingefangen hat. Begleitet wurden diese von improvisierten Tonfolgen, die sie ihren Instrumenten entlockte.
Besonders eindrucksvoll waren dabei die sphärischen Klänge des Theremins, ein Instrument, welches ohne Berührungen funktioniert. „Der Klang wird mittels elektromagnetischer Felder erzeugt“, erläuterte die Musikerin. Mit schwebenden Händen wurden Klangbilder geschaffen, die manchmal fast an Engelsgesang erinnerten – oder, wie Kohnen über das Theremin sagt, eine „seltsame unwirkliche Musik hervorbringen.“
Das I-Tüpfelchens waren die Textpassagen über so tiefe Themen wie die Zeit, das Zuhören oder die Geduld in der einfachen, klaren Sprache eines der ganz Großen gefühlvoll rezitiert. In acht Sequenzen präsentierte die Künstlerin ihr Programm – wechselte je nach Atmosphäre das Instrument, setze dabei dezent Effekte wie Loops ein und berührte die Herzen des Publikums mit meist minimalistischen Bildern von Tauben, einer Sanduhr, Schmetterlingen, Blättern oder einer Fahrstuhlfahrt etwa.
Die Lippoldsberger wollen Kohnen auf jeden Fall wiedersehen, so wird sie wahrscheinlich übernächstes Jahr hier wieder mit einem ihrer bewegenden Programme auftreten.
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