Weltmusik, die diesen Namen verdient
Eine musikalische Reise durch viele Kontinente in der Klosterkirche Lippoldsberg
Bericht von Christian Trappe
Lippoldsberg. Für eine musikalische Weltreise verwandelte sich das Kirchenschiff der Lippoldsberger Klosterkirche in ein Raumschiff, das abhob, die Erde zu umkreisen. Das Trio Wolkenmeer (Andreas Düker, Beo Brockhausen, Job Verweijen) und der ägyptische Kanounspieler Hossam Shaker bewerkstelligten diese Traumreise auf den magischen Schwingen der Musik.
Leider hatten sich nur etwa 30 Mitreisende eingefunden, die genug Mut und Weite mitbrachten für dieses Klangabenteuer. Aber das tat dem Konzerterleben keinen Abbruch. Denn die Musiker präsentierten keine effekthaschende Bühnenshow, sondern ließen die Besucher miterleben, wie Musik entsteht. Man hatte das Gefühl, einer intensiven Probe oder einer intimen Session beiwohnen zu können.
Aus anfänglichen Tönen, aus vorsichtigem Tasten, entsponnen sich musikalische Fäden, die sich schließlich zu kunstvollen Klangteppichen verdichteten. Hossam Shaker ließ seine Musik aus meditativer Stille aufsteigen, während insbesondere der Percussionst Job Verweijen sich oft in ein innig ekstatisches Spiel steigerte.
Verschiedenste, teils abenteuerlich anmutende Instrumente kamen dabei zum Einsatz. Und es war spannend, den gut aufeinander eingestimmten Instrumentalisten dabei zuzusehen, wie sie mit kurzem Augenkontakt einen Rhythmuswechsel einleiteten, der dann Sekundenbruchteile später präzise zu hören war.
Es waren jeweils lange Stücke, die sich Zeit nahmen und dabei suggestive Kraft entwickelten. Wer die Augen schloss, fand sich leicht im tropischen Regenwald oder in einer sonnendurchglühten Wüste wieder. Die musikalische Reise folgte nicht brav einer geographischen Ordnung, sondern sprang hin und her, zappte wild gewissermaßen durch die Erdteile.
Innerhalb eines Stücks wähnte man sich mal in einem amerikanischen Jazz-Club, im nächsten Augenblick an der bretonischen Küste und dann wieder in einer orientalischen Welt. Beim letzten Stück "Dancing Dervish", einer Komposition von Andreas Düker, vereinten sich das Trio Wolkenmeer mit Hossam Shaker zu einem fulminanten Schlusspunkt.
Anders als in dem titelgebenden Roman von Jule Verne hielten die Musiker allerdings ihre Zeitvorgabe nicht ein: Statt nach angekündigten 80 Minuten landete das Kirchenschiff erst nach knapp 2 Stunden wieder in Lippoldsberg und entließ die Besucher in einer Art verzauberter Trance in die nächtlichen Kirchgarten.
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