Adventszeit - 3. Sonntag im Advent
Am 3. Advent tritt der Bußcharakter dieser Vorbereitungszeit am deutlichsten hervor. Wenn wir im Advent die Lieder der Sehnsucht nach einem heilen Leben anstimmen, wächst nicht nur die achtsame Wahrnehmung unserer gebrochenen Welt - es werden auch die Untiefen unseres eigenen Lebens bewusster.
Evangelium
Johannes der Täufer (Lk 3,3-9 und Mt 11, 2-10)
Johannes kam in die Gegend um den Jordan und predigte die Taufe der Buße zur Vergebung der Sünden, wie geschrieben steht im Buch der Reden des Propheten Jesaja (Jes 40,3-5):
"Es ist eine Stimme eines Predigers in der Wüste: Bereitet den Weg des Herrn und macht seine Steige eben! Alle Täler sollen erhöht werden, und alle Berge und Hügel sollen erniedrigt werden; und was krumm ist, soll gerade werden, und was uneben ist, soll ebener Weg werden. Und alle Menschen werden den Heiland Gottes sehen."
![Johannes der Täufer - Ikone 18. Jhd.](img/johannes-ikone.jpg)
Johannes der Täufer - Ikone 20. Jhd.
Und Johannes sprach zu der Menge, die hinausging, um sich von ihm taufen zu lassen: Ihr Schlangenbrut, wer hat denn euch gewiss gemacht, dass ihr dem künftigen Zorn entrinnen werdet? Seht zu, bringt rechtschaffene Früchte der Buße; und nehmt euch nicht vor zu sagen: Wir haben Abraham zum Vater. Denn ich sage euch: Gott kann dem Abraham aus diesen Steinen Kinder erwecken. Es ist schon die Axt den Bäumen an die Wurzel gelegt; jeder Baum, der nicht gute Frucht bringt, wird abgehauen und ins Feuer geworfen.
Als Johannes später im Gefängnis saß und von den Werken Christi hörte, sandte er seine Jünger und ließ ihn fragen: Bist du es, der da kommen soll, oder sollen wir auf einen andern warten? Jesus antwortete und sprach zu ihnen: Geht hin und sagt Johannes wieder, was ihr hört und seht: Blinde sehen und Lahme gehen, Aussätzige werden rein und Taube hören, Tote stehen auf, und Armen wird das Evangelium gepredigt; und selig ist, wer sich nicht an mir ärgert.
Als sie fortgegangen waren, fing Jesus an, zu dem Volk von Johannes zu reden: Was seid ihr hinausgegangen in die Wüste zu sehen? Wolltet ihr ein Rohr sehen, das der Wind hin und her weht? Oder was seid ihr hinausgegangen zu sehen? Wolltet ihr einen Menschen in weichen Kleidern sehen? Siehe, die weiche Kleider tragen, sind in den Häusern der Könige. Oder was seid ihr hinausgegangen zu sehen? Wolltet ihr einen Propheten sehen? Ja, ich sage euch: er ist mehr als ein Prophet. Dieser ist's, von dem geschrieben steht (Mal 3,1):
"Siehe, ich sende meinen Boten vor dir her,
der deinen Weg vor dir bereiten soll."
Interpretation
![Johannes als Revolutionär - Daniel Greiner](img/johannes-revolutionaer.gif)
Johannes als Revolutionär
Daniel Greiner
Johannes ist eine Gestalt des Übergangs. Er steht "zwischen den Zeiten". Als Prophet schließt er die große Reihe der alttestamentlichen Verkündiger ab; als Zeitgenosse, Verwandter und Lehrer Jesu ist er in die neutestamentliche Entwicklung eingebunden.
In der ostkirchlichen Tradition nennt man Johannes nicht "den Täufer", sondern belegt ihn mit dem Beinamen "prodromos" (der Vorläufer). Das weist auf sein enges Verhältnis zu Jesus hin. Offenbar braucht Christus einen Wegbereiter, zugleich haftet Johannes etwas "Vorläufiges" an.
Johannes ist der Pflug, der die Erde aufbricht, das Unterste nach oben kehrt. Er ist ein kompromissloser Wahrheitssucher, der sich nicht blenden lässt. Ein kritischer Geist, der den Leuten die Masken vom Kopf reißt und ihnen den Spiegel vorhält. Solche Erschütterungen sind wichtig, damit etwas neu werden kann. Aber Skepsis, Zweifel und Kritik können nie das Letzte sein. Das spürt Johannes und darum weist er über sich hinaus:
"Einer wird nach mir kommen,
und ich bin nicht wert, dass ich seine Schuhriemen löse." (Joh 1,27)
Lied
Mit Ernst, o Menschenkinder (EG 10)
1. Mit Ernst, o Menschenkinder, das Herz in euch bestellt;
bald wird das Heil der Sünder, der wunderstarke Held,
den Gott aus Gnad allein der Welt zum Licht und Leben
versprochen hat zu geben, bei allen kehren ein.
2. Bereitet doch fein tüchtig den Weg dem großen Gast;
macht seine Steige richtig, lasst alles, was er hasst;
macht alle Bahnen recht, die Tal lasst sein erhöhet,
macht niedrig, was hoch stehet, was krumm ist, gleich und schlicht.
3. Ein Herz, das Demut liebet, bei Gott am höchsten steht;
ein Herz, das Hochmut übet, mit Angst zugrunde geht;
ein Herz, das richtig ist und folget Gottes Leiten,
das kann sich recht bereiten, zu dem kommt Jesus Christ.
![Johannes der Täufer erklärt den Schriftgelehrten seine Sendung - Bernardo Strozzi](img/johannes.jpg)
Johannes der Täufer erklärt den Schriftgelehrten seine Sendung
Bernardo Strozzi
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