Karsamstag - der Tag der Grabesruhe
Die Auferstehung Jesu erfolgte nach biblischer Überlieferung am dritten Tage. Nach antiker Zählung wurde der Todestag als 1. Tag und Ostern selbst als 3. Tag gerechnet, so dass sich eigentlich nur ein Tag der Grabesruhe ergibt. Er beginnt am Karfreitag Abend und endet am Samstag Abend.
Dieser Tag der Grabesruhe wird leider selten bewusst begangen, weil er kaum liturgische Formen hervorgebracht hat. Es ist eben ein Tag des Nicht-Tuns, des Sein-Lassens, der Stille. Ein besonderer Sabbat, an dem Zeit wäre zur Beschäftigung mit dem Tod als Teil der geschaffenen Welt, auch zur Begegnung mit dem eigenen Tod, aus dem die Osternacht wieder herausführt.
Bildende Künstler haben die Kreuzabnahme und Grablegung, das Motiv des Fallenlassens und Getragenwerdens, das eben auch zu den Kreuzeserfahrungen gehört, immer wieder als eigenständige Motive erkannt.
Liturgisches Brauchtum
"gestorben und begraben" - diese beiden Aussagen des Credos werden mancherorts in einer kleinen Feier am Karfreitag Abend bedacht. Im mediterranen Bereich haben sich auch große Grablegungsprozession erhalten. In einigen Dörfern Korsikas zum Beispiel wird ein Kreuz mit Folterwerkzeugen, eine liegende Christusfigur und eine in ein schwarzes Gewand gehüllte Madonna vorweg getragen.
Dahinter zieht die Dorfgemeinde mit Kyrie-Gesängen in langer Prozession durch alle Straßen, deren Fenster nur von Kerzen erleuchtet sind. Zum Abschluss bildet die Prozession eine Spirale, die den Weg in den Erstarrungspunkt des Todes und wieder heraus erfahrbar macht. Danach wird die Christusfigur in ein symbolisches "Grab" gebettet.
Gedicht
Meiner Mutter
Als sie nun aus war, ließ man in Erde sie
Blumen wachsen, Falter gaukeln darüber hin
Sie, die Leichte, druckte die Erde kaum
Wieviel Schmerz brauchte es, bis sie so leicht ward!
Bertolt Brecht
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