Trinitatis
Dreieck im Kreis
Sinnbild der Einheit in der Dreiheit
Nach dem Durchgang durch den Zyklus der drei Hauptfeste (Weihnachten, Ostern und Pfingsten) werden am Sonntag nach Pfingsten die drei Seinsweisen Gottes im Bild der Dreieinigkeit gebündelt. Obwohl das Trinitatisfest der langen Reihe der folgenden Sonntage den Namen gibt, bleibt sein Gehalt den meisten seltsam unbewusst - wahrscheinlich weil diesem Fest keine anschauliche Bibelgeschichte zugrunde liegt, sondern eine theologische Idee, die aus langen und heftigen theologischen Diskussionen um das Wesen Gottes erwachsen ist.
Das nizänische Glaubensbekenntnis
Dreifaltige Liebe - Ikone 14.Jh
Wir glauben an den einen Gott,
den Vater, den Allmächtigen,
der alles geschaffen hat,
Himmel und Erde,
die sichtbare und die unsichtbare Welt.
Und an den einen Herrn Jesus Christus,
Gottes eingeborenen Sohn,
aus dem Vater geboren vor aller Zeit:
Gott von Gott,
Licht vom Licht,
wahrer Gott vom wahren Gott,
gezeugt, nicht geschaffen,
eines Wesens mit dem Vater;
durch ihn ist alles geschaffen.
Für uns Menschen und zu unserem Heil
ist er vom Himmel gekommen,
hat Fleisch angenommen
durch den Heiligen Geist
von der Jungfrau Maria
und ist Mensch geworden.
Er wurde für uns gekreuzigt
unter Pontius Pilatus,
hat gelitten und ist begraben worden,
ist am dritten Tage auferstanden
nach der Schrift
und aufgefahren in den Himmel.
Er sitzt zur Rechten des Vaters
und wird wiederkommen in Herrlichkeit,
zu richten die Lebenden und die Toten;
seiner Herrschaft wird kein Ende sein.
Wir glauben an den Heiligen Geist,
der Herr ist und lebendig macht,
der aus dem Vater und dem Sohn hervorgeht,
der mit dem Vater und dem Sohn
angebetet und verherrlicht wird,
der gesprochen hat durch die Propheten,
und die eine heilige, christliche und apostolische Kirche.
Wir bekennen die eine Taufe zur Vergebung der Sünden.
Wir erwarten die Auferstehung der Toten
und das Leben der kommenden Welt.
Interpretation
Heilige Dreifaltigkeit - Rubljow Ikone 15 Jh.
Christliche Glaubensbekenntnisse, die stets Versuche einer Zusammenfassung der biblischen Überlieferung darstellen, sind in der Regel trinitarisch aufgebaut. Der Gedanke der Dreieinigkeit verdichtet die drei Seinsweisen, in der Gott der christlichen Tradition zufolge dem Menschen begegnet, in einem Bild.
Die Trinität ist aber nicht einfach eine Addition verschiedener Gottesbilder. Sonst wäre der Polytheismus-Vorwurf, wie er zum Beispiel seitens des Islams oft vorgebracht wird, gerechtfertigt. Die spannungsvolle Einheit der Drei bringt vielmehr eine innere Dynamik in die Starrheit des Monotheismus.
Wer über die Dreifaltigkeit meditiert, dessen Gottesbild kommt in Bewegung - vergleichbar dem spannungsvollen Aufbau eines Atoms aus Protonen, Elektronen und Neutronen. Man kann den Vater, der alles geschaffen hat, nicht ohne den Sohn denken, der den Weg des Loslassen lehrte und lebte. Und beide nicht ohne den Geist der Liebe, der die Gegensätze des Lebens verbindet.
Wie im Himmel so auf Erden: Unsere Gottesvorstellung sind immer auch Spiegel der menschlichen Seele. Oder umgekehrt: Da der Mensch nach jüdischer und christlicher Vorstellung nach dem Bilde Gottes geschaffen ist, ist es nicht verwunderlich, wenn sich trinitarische Muster auch in der Psychologie wiederfinden, zum Beispiel in der tiefenpsychologischen Instanzenlehre von Über-Ich, Es und Ich.
Biblische Lesung
(1. Mose 18, 1-5)
Der Herr erschien Abraham im Hain Mamre, während er an der Tür seines Zeltes saß, als der Tag am heißesten war. Und als er seine Augen aufhob und sah, siehe, da standen drei Männer vor ihm. Und als er sie sah, lief er ihnen entgegen von der Tür seines Zeltes und neigte sich zur Erde und sprach: Herr, hab ich Gnade gefunden vor deinen Augen, so geh nicht an deinem Knecht vorüber. Man soll euch ein wenig Wasser bringen, eure Füße zu waschen, und laßt euch nieder unter dem Baum. Und ich will euch einen Bissen Brot bringen, daß ihr euer Herz labet.
Interpretation
Die Idee des dreigestaltigen Gottes ist keineswegs eine christliche Entdeckung, wie die Geschichte des Besuchs bei Abraham zeigt. Auch im unüberschaubaren Götterhimmel der indischen Mythologie sind es drei, die sich als beherrschende Gestalten herausgeschält haben: Brahman, Vishnu und Shiva.
Matronen-Relief aus Mümling-Grumbach
Die Kelten kannten eine weibliche Trinität, von der zum Beispiel in der Kirche vom Mümling-Grumbach ein Relief aus dem 2. Jahrhundert n.C. erhalten ist. Oft repräsentiert eine weibliche Trias die drei Lebensphasen: Die junge (mädchenhafte) Frau, die reife (sexuell aktive) Frau und die alte (weise) Frau.
Aber auch in postmodernen Mythen wie Matrix gibt es das Motiv der Trinität.
Morpheus, Neo und Trinity - die Trinität im postmodernen Mythos "Matrix"
Gebet
Der Heilige Geist als Frau
Urschalling Oberbayern 12. Jh.
Christliche Gottesdienste werden eröffnet mit dem Anrufung der Dreieinigkeit:
"Im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes."
Auch die abschließenden Segensworte sind in der Regel trinitarisch aufgebaut:
"Es segne und behüte euch Gott,
der allmächtige und barmherzige,
der Vater, der Sohn und der Heilige Geist."
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