Inzens - die Weihrauchstraße in den Himmel
3. Geruch, der unbewusste Sinn
Da die Entwicklung von Sprache (in ihrem semantischen Aspekt) mit der Entfaltung unseres Bewusstseins schicksalhaft verkoppelt ist, ist es naturgemäß schwer, Geruchswahrnehmungen differenziert zu beschreiben.
Geruchliche Möglichkeiten
der Parfümerie
Patrick Süßkind hat sich mit seinem Roman "Das Parfum" in dieses unerforschte, sprachlose Neuland gewagt und dabei "die geruchlichen Möglichkeiten der deutschen Sprache, was die grundsätzlichen Ausdrucksverfahren angeht, so gut wie ausgereizt".
Doch auch dieses Buch bleibt mit seinen Schilderungen einer Welt verhaftet, die vorwiegend seh-, greif- und hörbar ist. Bei der Beschreibung von Gerüchen muss man recht bald auf nicht-geruchsspezifische Wörter aus anderen Sinneswelten (z.B. schriller Duft, Fischgeruch) oder aus dem allgemeineren Wortfeld "Wahrnehmung" zurückgreifen.
Das Riechen ist also: emotional, vom Bewusstsein schwer kontrollierbar und sprachlich kaum fassbar. Es steuert instinktnahe, körperliche Vorgänge wie Nahrungssuche, Sexualität, Freund-Feind-Erkennung.
Nach dieser kurzgefassten Charakterisierung des Geruchssinns kann man sich leicht vorstellen, dass das Riechen von Philosophen und Theologen in der Regel vernachlässigt wurde.
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