Rogate
5. Sonntag nach Ostern
Der Name "Rogate" gibt das Thema dieses Sonntags vor: "Betet!"
Evangelium
Gebet im Namen Jesu (Joh 16,23b. 26b-28.33)
Catacomba di Priscilla
Orante - Gebetshaltung
Christus spricht: Wahrlich, wahrlich, ich sage euch: Wenn ihr den Vater um etwas bitten werdet in meinem Namen, wird er's euch geben. Ich sage euch nicht, dass ich den Vater für euch bitten will; denn er selbst, der Vater, hat euch lieb, weil ihr mich liebt und glaubt, dass ich von Gott ausgegangen bin.
Ich bin vom Vater ausgegangen und in die Welt gekommen; ich verlasse die Welt wieder und gehe zum Vater. Das habe ich mit euch geredet, damit ihr in mir Frieden habt. In der Welt habt ihr Angst; aber seid getrost, ich habe die Welt überwunden.
Interpretation
Auch wenn in der Auferstehung Jesu der grundlegende Sieg des Lebens über den Tod deutlich geworden ist, leben wir in einer Welt, die von Todesmächten geprägt ist. Bevor Christus seine Jünger verlässt, hinterlässt er ihnen zwei Weisungen: Sie sollen Vertrauen haben in das Leben, wie bittende Kinder dem Vater gegenüber, und sie sollen dem Leben in seinem (Jesu) Geist begegnen.
Gedanke
Wir haben natürlich das Recht, Gott um etwas zu bitten.
Aber wir können auch sagen: Du weißt, was ich brauche,
hilf mir nach deinem Willen. Paramhansa Yogananda - Indien
Pilger- und Gebetsstätte Ayutthaya in Thailand
Gebet
Manchmal ist mein Gebet
so wie ein Arm,
den ich nach oben recke,
um dir zu zeigen,
wo ich bin,
inmitten von Milliarden Menschen.
Manchmal ist mein Gebet
so wie ein Ohr,
das auf ein Echo wartet,
auf ein leises Wort,
auf einen Ruf
aus deinem Mund.
Manchmal ist mein Gebet
wie eine Lunge,
die sich dehnt,
um frischen Wind
in mich hineinzuholen -
deinen Hauch.
Manchmal ist mein Gebet
wie eine Hand,
die ich vor meine Augen lege,
um alles abzuschirmen,
was mir den Blick zu dir verstellt.
Manchmal ist mein Gebet
so wie ein Fuß,
der fremden Boden prüft,
ob er noch trägt,
und einen Weg sucht,
den ich gehen kann.
Manchmal ist mein Gebet
so wie ein Herz,
das schlägt,
weil ohne seinen Schlag
das Leben nicht mehr weitergeht.
Manchmal ist mein Gebet
nur ein gebeugter Kopf vor dir -
zum Zeichen meiner Not
und meines Dankes an dich.
Einmal wird mein Gebet
so wie ein Auge sein,
das dich erblickt,
wie eine Hand,
die du ergreifst -
das Ende aller Worte.
Paul Roth
Liturgisches Brauchtum
Eglise Saint-Pierre et Saint-Paul - Alluy (Nièvre)
Prozession
Der Sonntagsname Rogate ist abgeleitet "von den Bittprozessionen, die für den 25. April vermutlich im 4. Jahrhundert in Rom eingeführt wurden, um heidnische Flurprozessionen zu verdrängen bzw. zu verchristlichen." (Karl-Heinrich Bieritz: Das Kirchenjahr. München 1987, S. 132).
Eine Feldbegehung im Frühjahr ist gewissermaßen ein Gegenstück zum herbstlichen Erntedank. Wie man nach der Ernte für die eingeholten Gaben dankt, geht man im Frühling hinaus und bittet um Fruchtbarkeit. Der zugrundeliegende Ritus ist der einer heiligen Hochzeit: Der himmlische Herrscher verbindet sich mit der sich öffnenden Erde.
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