4. Sonntag nach Trinitatis
Konflikte überwinden
Die Sonntage nach Trinitatis überspannen die ganze Zeit des Sommer bis in den Herbst hinein. Weil diese Zeit früher stark von der Landarbeit bestimmt wurde, gibt es in ihr keine großen Festtraditionen. Die Trinitatissonntage sind daher thematisch nicht so sehr festgelegt. Dieser Freiraum eröffnet Möglichkeiten zur eigenen Gestaltung des Sommers; z.B. lassen sich gut mehrwöchige Predigtreihen zu freien Themen durchführen.
Evangelium
(Lk 6,36-42)
Christus spricht:
Seid barmherzig, wie auch euer Vater barmherzig ist.
Und richtet nicht, so werdet ihr auch nicht gerichtet.
Verdammt nicht, so werdet ihr nicht verdammt.
Vergebt, so wird euch vergeben.
Gebt, so wird euch gegeben.
Ein volles, gedrücktes, gerütteltes und überfließendes Maß
wird man in euren Schoß geben;
denn eben mit dem Maß, mit dem ihr messt,
wird man euch wieder messen.
Er sagte ihnen aber auch ein Gleichnis:
Kann auch ein Blinder einem Blinden den Weg weisen?
Werden sie nicht alle beide in die Grube fallen?
Was siehst du aber den Splitter in deines Bruders Auge,
und den Balken in deinem Auge nimmst du nicht wahr?
Wie kannst du sagen zu deinem Bruder:
Halt still, Bruder, ich will den Splitter aus deinem Auge ziehen,
und du siehst selbst nicht den Balken in deinem Auge?
Du Heuchler, zieh zuerst den Balken aus deinem Auge
und sieh dann zu, daß du den Splitter aus deines Bruders Auge ziehst!
Interpretation
Was wir an anderen ablehnen,
ist oft genug dass, was wir bei uns selbst verdrängen.
Die Gewalt, die wir uns dabei antun,
reagieren wir dann an den anderen ab, indem wir über sie urteilen.
Natürlich lästern wir alle gern,
sind schadenfroh über den, der am Boden liegt,
oder regen uns auf über "die da oben".
Diese kleinen Selbsterhebungen kitzeln das Ego jedoch nur kurz,
auf lange Sicht tun sie uns nicht gut.
Sie schwächen uns, weil unsere Worte auf uns selbst zurückfallen.
Die Geschichte vom Sündenfall im Paradies zeigt ein Grundproblem,
dass im Erwachen des Bewusstseins, der Erkenntnis von Gut und Böse liegt.
Es ist unser Urteilen, durch dass wir die Welt auseinanderreißen;
es kann nur die Liebe sein, die das Zerrissene verbindet und heilt.
Natürlich gibt es sinnvolle Regeln und Gesetze,
und es müssen auch Urteile gefällt und Strafen verhängt werden,
wenn jemand gegen Gesetze verstößt und andere schädigt.
Aber gerade weil es staatliche Gerichte gibt,
haben wir die Möglichkeit, uns persönlicher Urteile zu enthalten.
Und auch wenn es nicht immer gerecht zugeht in der Welt -
das letzte große Gericht können Gott zu überlassen.
Vielleicht werden erleben, dass es kein Hinrichten,
sondern ein Ausrichten und ein Aufrichten sein wird.
Jesus und die Ehebrecherin - Was malt Jesus in den Sand?
Gedanke
Nichts bestimmt so sehr wie wir sein werden,
wie die Dinge, die wir zu ignorieren beschließen.
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