Lippoldsberger Kreuzweg - Passionsmusik
Komponist - Dankmar Venus
Lippoldsberger Kreuzweg
Der "Lippoldsberger Kreuzweg" wurde von Dankmar Venus für die Kantorei der Basilika St. Georg in Lippoldsberg an der Weser als Passionsmusik zum Karfreitag 1999 komponiert.
Bei der Uraufführung wirkten mit:
Gundula Bernhold (Sopran)
Gerd Neumann (Bariton)
Herwig Steymans (Sprecher)
Christian Trappe (Sprecher)
Wilhelmshavener Streicherensemble
(unter Leitung von Matthias Hengelbrock, Konzertmeister)
Kantorei St.Georg, Lippoldsberg
Die Tradition der Kreuzwege stammt aus Jerusalem und ist sehr alt. Sie ist keine Erfindung professioneller Theologie, sondern im besten Sinne ein religiöser Brauch, der sich aus der Karfreitagsliturgie entwickelt hat. Die Anzahl der Stationen war lange Zeit unbestimmt. Die heute verbreitete Reihe von 14 Stationen wurde erst im Mittelalter nach dem Vorbild der Via Dolorosa in Jerusalem festgelegt. Das Wort "Kreuzweg" kann in doppelter Weise aufgefasst werden: Einmal als der Leidensweg Jesu, zum anderen als eine Kreuzung, an der man der Christusgeschichte begegnet und die Richtung des eigenen weiteren Weges bestimmen muss.
Der Gedanke, die Form des Kreuzweges für eine Passionsmusik auszuwählen, wurde mitbestimmt durch die Bauweise der Basilika St.Georg. Diese dreischiffige, romanische Kirche, in deren stilreiner Architektur sich eine besondere Akustik erhalten hat, stellt mit ihrem kreuzförmigen Grundriss selbst einen Kreuzweg, ein begehbares Kreuz, dar.
Für den musikalischen Kreuzweg wurden aus den Evangelien sieben Stationen des Leidensweges zur Vertonung ausgewählt. Die achte Station - Acht ist die Zahl der Vollendung - weist mit den Worten: "Wahrlich, dieser Mensch ist Gottes Sohn gewesen." über das Passionsgeschehen hinaus auf Ostern hin:
- Verlassen: Gethsemane
- Verraten: Judas-Kuss
- Verleumdet: Jesus vor dem Hohen Rat
- Verurteilt: Jesus vor Pilatus
- Beweint: Klage der Frauen
- Gekreuzigt: Golgatha
- Gestorben: Tod Jesu
- Erkannt: Bekenntnis des Hauptmanns
Jede einzelne Station des Leidensweges umfasst in der musikalischen Darstellung verschiedene Teile: die Ambulatio, Statio, Narratio und Meditatio genannt werden:
Als Hinführung zu den Stationen erklingt jeweils eine "Ambulatio", eine Musik, die als Wegstrecke von einer Station zur nächsten gedacht ist. Musikalisch gesehen, handelt es sich dabei stets um das gleiche Thema, das aber in Ausrichtung auf das nachfolgende Geschehen variiert wird.
- Die "Statio" genannten Teile werden als eine Art Überschrift aufgefasst. Die folgende Station wird durch ein einzelnes, charakterisierendes Wort beschrieben (Sopran- oder Bariton-Solo, begleitet von zwei Oboen und Cembalo).
- Die mit "Narratio" (Erzählung) bezeichneten Teile enthalten jeweils einen Abschnitt der Passionsgeschichte aus den Evangelien. Die berichtenden Texte werden von einem Sprecher mit orchestraler Begleitung vorgetragen; die Jesus-Worte von einem zweiten Sprechen gelesen - sind dadurch hervorgehoben, dass sie ohne jede instrumentale Begleitung gesprochen werden.
- Die "Meditatio" beinhaltet Reflexionen über das Geschehen, die an verschiedenen Stellen und in verschiedener Form (Chor, Choral, Arie oder instrumentale Ausdeutung) erscheinen.
Die insgesamt acht Stationen werden von einer Rahmenkomposition umgriffen. Die Einleitung (Invocatio) versucht, die Situation heutiger Hörer aufzugreifen: "Wie finde ich Ruhe in dieser Zeit, zu dieser Stunde?" Das zu Beginn erklingende Thema auf dem Basston "D" kehrt in variierter Form in den Ambulationes immer wieder. Abgeschlossen wird die Einleitung mit einer Sprach-Collage aus "Kreuz-Wörtern", in babylonischem Sprachwirrwarr gesprochen.
Nach den acht Stationen erklingt eine Empathie (Einfühlung). In ihr wird das Passionsgeschehen noch einmal rein instrumental zusammengefasst. Der erste Teil ist mit den Worten: "Bedrängnis, Not, Verzweiflung", der zweite Teil mit: "Ergebung, Bejahung, Erlösung" überschrieben. Den Schluss bildet die vierstimmige Choralstrophe. "Mein Lebetage will ich dich aus meinem Sinn nicht lassen".
Die Aufführungsrechte des Lippoldsberger Kreuzwegs liegen bei der Kirchengemeinde Lippoldsberg. Bei Interesse senden wir Ihnen die Partitur für Chor, Solisten und Orchester zu, bitte nehmen Sie Emailkontakt zu uns auf.
Triptychon - Ute Jungclas
Kreuzweg - Triptychon - Ute Jungclas
Die Malerin Ute Jungclas hat, angeregt durch den Kompositionsprozess des Lippoldsberger Kreuzwegs, ein großformatiges Triptychon geschaffen, das sie der Klosterkirche 1999 für mehrere Wochen zur Verfügung stellte.
Mit dem dreigliedrigen Bild greift sie eine alte christliche Form auf.
Triptychon von Ute Jungclas in der Klosterkirche
Das Triptychon mit den Maßen 3,60 x 2,00 m zeigt auf allen drei Tafeln ein Kreuz und setzt sich auf eine überwiegend abstrakte Weise mit den Kreuzwegthemen Leid, Schuld und Befreiung auseinander.
Die linke Tafel zeigt ein fallendes Kreuz: vielleicht das Sterben am Karfreitag - die Höllenfahrt Jesu - "herabgestiegend in das Reich des Todes.
Die zentrale Tafel zeigt einen auseinanderstrebenden Kreis: vielleicht den "Urknall" - den Anfang einer neuen Schöpfung am Ostertage - "aus dem Tod entsteht neues Leben". Die Venylhandschuhe in der Mitte erinnern im Zusammenhang des Karfreitags an den Versuch des Pilatus, seine Hände in Unschuld zu waschen.
Die rechte Tafel ist strahlenartig, vielleicht die Flammenzungen von Pfingsten - die Gegenwart des lebendigen Gottes blitzt auf, man kann sie nicht festhalten, und doch schafft sie Berührungen und Verbindungen.