Kunsthistorische Einordnung der Klosterkirche
IV Vorstufen und Parallelen
von Christina Müther, Kunsthistorikerin M.A.
7. Brüstungsmauern im Chor
Im benachbarten Bursfelde finden sich bereits um 1134 Brüstungsmauern mit aufgesetzten Doppelarkaden. Während sich in Lippoldsberg der Hauptchor nur in jeweils einer Doppelarkade zu den Seitenchören öffnet, die auf quadratischen Pfeilern mit Ecksäulchen lasten, sind die Bursfelder Chorschranken weitaus komplexer.
Hier trägt jede Brüstungsmauer drei Doppelarkaden über sächsischem Stützenwechsel. Hierbei sind die gedrungenen Pfeiler auf quadratischem Grundriß schlicht gehalten, allein ihre Basen weisen eine Differenzierung durch den Wechsel von Sockel - Kehle - Wulst - Plättchen - Kehle - Plättchen -Wulst und einem abschließenden Plättchen auf, der sich in den Kämpfern in umgekehrter Reihenfolge wiederholt.
Die Zwischenstützen sind aus zierlich erscheinenden Säulchen gebildet, die von attischen Basen mit Eckspornen aufsteigen und in einem Wulstring zu den Würfelkapitellen überleiten, deren Flächen durch zweifach abgetreppte Schilde mit kleinen Ecknasenverziert sind. Schachbrettkämpfer mit aufgelegten Platten bilden die Übergänge zu den Arkadenbögen.
Die Säulen der Lippoldsberger Eingangshalle erinnern in ihrem Aufbau stark an diejenigen der Bursfelder Chorbrüstungen. Bursfelde mag hier einen starken Einfluß gehabt haben.
Auch die Querhausbrüstungen der bis 1130 erbauten Kirche in Hamersleben wären ein denkbares Vorbild für das Prinzip der Lippoldsberger Chorbrüstungen. Ähnlichkeiten durch den sächsischen Stützenwechsel und die Säulenbasen mit Ecksporen lassen sich jedoch eher zu Bursfelde festmachen. Auch sind die Hamerslebener Kapitelle figürlich gestaltet ohne aufliegende Schachbrettkämpfer.
[ Zurück zur Übersicht | weiter ]