Die Geschichte der Klosterkirche Lippoldsberg
4. Fallstricke der Klosterbewegung
Doch da sich diese klösterlichen Gemeinschaften aus normalen Menschen zusammen setzten, scheiterten auch sie so manches Mal an einer zu hohen Zielsetzung oder einfach an menschlicher Schwäche.
Beispielsweise stand der Grundsatz der Armut im Widerspruch zu dem Umstand, dass die Klöster durch erfolgreiches Wirtschaften, Schenkungen und Spenden kleine Unternehmen mit politischem Gewicht wurden. Der wachsende Reichtum und Einfluss stand für viele im Gegensatz zu der kontemplativen Ausrichtung eines Benedikt von Nursia. So waren und blieben die klösterlichen Gemeinschaften veränderungs - und reformbedürftig, ja es entwickelten sich ganze Reformbewegungen, die mit verschiedenen Zielsetzungen und von verschiedenen Klöstern ausgehend immer wieder versuchten, die Mönchsbewegung zu ihrem Ursprung zurückzuführen.
Doch nicht nur inhaltliche zum Beispiel liturgische Fragen standen im Mittelpunkt einer Reformbewegung, sondern oftmals auch die offene Parteinahme in dem immer währenden Kampf zwischen den weltlichen Machthabern und der römischen Kirche.
Cluny - Rekonstruktion
Bestes Beispiel für ein solches Reformkloster war das burgundische Cluny. Hier setzte man den Schwerpunkt des klösterlichen Lebens auf die Liturgie. Bereits bei seiner Gründung 910 n. Chr. erhielt Cluny das päpstliche Privileg ohne weltlichen Vertreter, den sogenannten Vogt, selbst über den Besitz zu entscheiden und Recht zu sprechen. Solcher Gestalt direkt dem Papst unterstellt, wuchs Cluny mit seinen später gegründeten Tochterklöstern, die alle dem cluniazensischen Großabt unterstellt waren, zu einem europäischen Machtzentrum.
Vielen nachfolgenden Reformbewegungen galt Cluny als Vorbild, so zum Beispiel jene, die von dem süddeutschen Hirsau ausging und der sich viele Klöster im Reich bis in den Weserraum und nach Lippoldsberg hin anschlossen.
Mit dem Ideal strenger Disziplin, dem achtmal täglich abgehaltenen Chorgebet und der Parteinahme für den Papst und gegen die Machtinteressen des Kaisers fand die Hirsauer Reform Ende des 11. Jahrhunderts viele Anhänger.
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