Kunsthistorische Einordnung der Klosterkirche
I Einleitung
von Christina Müther, Kunsthistorikerin M.A.
Nicht nur die Geschichte des Klosters, sondern auch Konzeption und Bauweise der Klosterkirche selbst sind von großer architekturgeschichtlicher Relevanz und zeigen eine gelungene Symbiose aus ganz verschiedenen baulichen und religiösen Einflüssen. Die Anregungen, die in die Lippoldsberger Kirche eingeflossen sind, sind ebenso vielfältig wie die Einflüsse, die von ihr aus über die Landesgrenzen hinweg ausstrahlten.
Die herausragende historische Bedeutung der romanischen Klosterkirche, ihre künstlerische Stellung in der Architekturgeschichte und ihre große überregionale Wirkung sowie die Einheitlichkeit des Erhaltungszustandes sind für die besondere nationale kulturelle Bedeutung bestimmend.
Prof. Dr. Weiß, Präsident des Landesamts für Denkmalpflege
Klosterkirche Lippoldsberg
Lippoldsberg gilt als eine der ältesten total eingewölbten Kirchenbauten in Deutschland, die bis auf den evtl. im 30jährigen Krieg verlorengegangenen Nordturm und den 1722 veränderten Südturm im ursprünglichen Zustand erhalten blieb, was für Bauten der Romanik höchst selten ist.
Die einheitliche, rasche Bauaufführung ist erkennbar an der durchgängigen Formensprache, besonders der Profilierung der Kämpfer, die sich sowohl im Westen als auch im Osten der Kirche finden, es kann also eine kurze Bauzeit angenommen werden.
Durch die Wiederholung des Gewölbeschemas mit Gurtbögen, die auf Viertelkreiskonsolen abgekragt sind, und der Pfeilergliederung mit Ecksäulen ist das "Lippoldsberger Schema" in zahlreichen Kirchen des Weserraums bis nach Sachsen zum Ausgangspunkt geworden. Die Klosterkirche nimmt somit eine Schlüsselstellung in diesem Gebiet ein.
Die Einzigartigkeit der Lippoldsberger Kirche wird ausgemacht durch die Reinheit des romanischen Stils, die Ausgewogenheit der Proportionen und die bautechnische Vollkommenheit.
Der Bau verhilft dem Besucher durch das hohe Niveau der Architektur und seine konzeptionelle Geschlossenheit zu einem gutem Bild von Aussehen und Gliederung der großartigen Architekturdenkmäler der Romanik.
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