Kunsthistorische Einordnung der Klosterkirche
IV Vorstufen und Parallelen
von Christina Müther, Kunsthistorikerin M.A.
4. Kapitelle
Das Würfelkapitell mit Ecknasen findet sich u.a. in Hamersleben, Paulinzella, Ilsenburg, Königslutter und Lippoldsberg. Das Formelement der Ecknasen kann nur im Zusammenhang mit den allgemeinen Stiltendenzen um die Jahrhundertmitte auf einen Zeitraum zwischen 1120 bis 1150 angenähert werden, genauere Untersuchungen und Publikationen bezüglich dieser Formensprache sind bisher noch ein Desiderat. So lassen sich auch die Lippoldsberger Ecknasenkapitelle nur grob in oder nach diesen Zeitraum datieren.
Es finden sich zahlreiche Beispiele für Würfelkapitelle mit Doppelschild und Lilienstengel, wie sie aus Lippoldsberg bekannt sind. So ist z.B. ein solches Kapitell aus der 1165 geweihten, ehemaligen Zisterzienser-Klosterkirche in Hardehausen erhalten. Bei diesem Kapitell fällt die stark gebauchte Form auf, die durch die Lilienstengel wie abgeschnürt wirkt.
Klosterkirche Lippoldsberg - Kapitelle - Kämpfergesimse
Noch nicht ganz so ausgeprägt bauchig wurden drei Kapitelle eines um 1150 entstandenen Vorgängerbaus der Archidiakonatskirche in Apelern geschaffen. Auch hier finden sich die abschnürenden Lilienstengel, deren mittleres Blütenblatt sich zwischen die Doppelschilde schiebt und zu seinen Seiten zwei perlenartige Verzierungen besitzt.
In St. Godehard zu Hildesheim begegnen uns diese bauchigen Würfelkapitelle mit Doppelschilden und abschnürenden Lilienstengeln erneut. Sie werden zwischen 1133-72 datiert. Bei den Würfelkapitellen der Kilianskirche in Lügde vom Ende des 12. Jahrhunderts fehlen die Doppelschilde. Hier zieren einzig die Lilienblüten auf schmalen, aufsteigenden Stengeln den gedrückten Kapitellkorpus.
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