Kunsthistorische Einordnung der Klosterkirche
IV Vorstufen und Parallelen
von Christina Müther, Kunsthistorikerin M.A.
5. Viertelkreiskonsolen
Die Gurtbögen lasten auf schmaleren, flachen Konsolen, die mit Viertelkreisabkragungen auf diesen Vorlagen unterhalb der Kämpferverkröpfungen enden. In der zweiten Hälfte des 12. Jahrhunderts finden sich diese Konsolen auffällig oft im Weserraum: sie gelten als Nachfolger Lippoldsbergs, da sie in architektonischen Details dem "Lippoldsberger Schema" folgen.
Das Prämonstratenser-Doppelkloster St. Maria und Walburg in Germerode wurde um 1145 gegründet; in seiner baulichen Konzeption orientiert sich die Kirche sehr nah an Lippoldsberg, obwohl es kein Querhaus hat, jedoch auch eine dreischiffige Säulenhalle unter der Westempore.
Der Neubau der heutigen Klosterkirche in Gehrden erfolgte zwischen 1148 und 1160. Der Bau hält sich nah an Lippoldsberg (Lippoldsberger Konsolen, Seitenschiffe mit Kreuztonnengewölbe, Eckdienste der Querhaus-Schildbögen auf Konsolen), jedoch statt 1 ½ westlichen Langhausjochen mit Doppelturmfassade findet sich hier ein quadratischer Westturm.
Die Kirche des einstigen Benediktinernonnen-Klosters St. Maria und Vitusin in Willebadessen wurde nach dessen Gründung um 1169 erbaut. Die ursprüngliche Kirche ist undatiert. Sie war eine evtl. turmlose dreischiffige Basilika von zwei Jochen mit einfachem Pfeiler-Stützenwechsel, mit quadratischem Querhaus und Chor.
Sie war ganz gewölbt mit Kreuztonnen zwischen Gurt- und Schildbögen, und trotz der starken Umbauten ist sie charakteristisch für die Wesergruppe: im intakt erhaltenen südlichen Kreuzarm findet sich die allseitige Umgrenzung mit Schildbögen und in den Winkeln zwischen ihnen Gewölbegrate, ebenso Lippoldsberger Konsolen an allen Vierungspfeilern.
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