Kunsthistorische Einordnung der Klosterkirche
IV Vorstufen und Parallelen
von Christina Müther, Kunsthistorikerin M.A.
6. Wölbung
Räume mit geringer Spannweite wurden schon früh in Krypten (Stiftskirche in Quedlinburg im frühen 11. Jahrhundert) und in Seitenschiffen kreuzgratgewölbt.
Speyer II gilt als Initialbau für die monumentale Langhauswölbung im gebundenen System, kurz darauf folgten Mainz und Worms.
Von der Mitte des 12. Jahrhunderts an werden vermehrt Gewölbebasiliken im gebundenen System errichtet, Lippoldsberg gilt hier als Initialbau für den Nordosten Deutschlands. Die typische Lippoldsberger Gratwölbung, die auf den von Konsolen getragenen Gurtbögen lastet, wurde bald übernommen, so z.B. von St. Kilian in Lügde (2. Hälfte des 12. Jahrhunderts), Gehrden (nach 1142) und Willebadessen.
Die Kirche des Benediktinerinnenklosters Gehrden bei Brakel gilt als erster Bau, der die Lippoldsberger Formensprache aufgreift. Wie in Gehrden finden sich in der nach 1150 erbauten Kirche des Benediktinerinnenklosters von Willebadessen eine Modifikation des Lippoldsberger Gewölbesystems im Vierungsbereich.
Das Lippoldsberger Motiv der über Viertelkreiskonsolen abgekragten Gewölbevorlagen wird dahingehend zitiert, daß alle Vierungsbögen zusammen mit den Schildbögen der benachbarten Hochschiffsjoche aus rechteckigen Pfeilerrücklagen entspringen. Die Abweichung von Lippoldsberg findet sich in den zusätzlichen, schmaleren Unterzügen der Vierungsbögen.
Die Kilianskirche in Lügde (letztes Drittel des 12. Jahrhunderts) zeigt in ihrem zweijochigen Langhaus das Lippoldsberger Gewölbeschema mit Schildbogenrücklagen und abgekragten Gewölbevorlagen.
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