Die Geschichte der Klosterkirche Lippoldsberg
8. Propst Gunther und Lippoldsberg
Wer war dieser Gunther und was ist ein Augustinerchorherr?
Und warum wurde ein solcher vom Lippoldsberger Konvent gewählt? Der reformierte Orden der Augunstinerchorherren geht auf den Gründer des Prämonstratenserordens Norbert von Xanten zurück. Dieser hatte sich die seelsorgerische Arbeit zur Hauptaufgabe gemacht. Viele ihrer damals neu gegründeten Konvente befanden sich in Städten und größeren Gemeinden. Die Sorge dieser Kleriker galt nicht nur den Klosterinsassen, sondern auch den Laien.
Politisch jedoch galt dieser Reformorden den Kirchenoberen als suspekt und kaisertreu. So kam es, dass die Wahl der Lippoldsberger Nonnen, die ja im Machtbereich des Mainzer Erzbischofs lebten, sehr umstritten war. Sogar der Gewählte selbst lehnte die Wahl zuerst ab.
Norbert von Xanten
Gunther versuchte zusammen mit seinem Mentor Thietmar, der seinerseits Probst in Hammersleben und Leiter der berühmten Klosterschule war, gegen diese Wahl Einspruch zu erheben. Sie wendeten sich im November 1138 sogar an den Papst persönlich. Dieser entsprach jedoch nicht ihren Wünschen.
Thietmar, bei dem man sogar von einer persönlichen Beziehung zum Papst Innozenz dem II. ausgehen kann, war so schockiert von dieser Entscheidung, dass ihn der Schlag traf. Der Tod seines Mentors scheint die Sachlage für Gunther jedoch verändert zu haben. Er verließ kurz nach der Beerdigung Rom, ausgestattet mit einer Vielzahl von Privilegien und Botschaften.
Das Eintreffen Gunthers in Lippoldsberg scheint die Situation nicht nur für die Nonnen verändert zu haben. Nun erhob der Mainzer Bischofsstuhl Einwände gegen die Wahl und konnte nur von Gunther persönlich und den von ihm überbrachten päpstlichen Botschaften umgestimmt werden.
Welchen Inhalts diese Botschaften waren, bleibt unklar, aber in seinen Bemühungen um das teils wieder an Mainz zurückgefallene Klostergut Lippoldsbergs war er in den folgenden Monaten und Jahren sehr erfolgreich. Er bemühte sich darum, den Besitz des Klosters zu sichern und zu erweitern und so dieses " Wirtschaftsunternehmen " auf sichere Füße zu stellen.
Auch von internen Veränderungen und Reformen weiß das Chronicon zu berichten, so dass wir davon ausgehen können, dass sich mit Amtsantritt des Propstes Gunther das Leben in Lippoldsberg radikal geändert hat. Das bis heute noch sichtbarste Ergebnis dieser Änderungen ist die Klosterkirche selbst.
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