Die Geschichte der Klosterkirche Lippoldsberg
10. Leben und Klausur der Benediktinerinnen
Doch wie sah das Leben der Nonnen in Lippoldsberg aus?
Wie es der Orden und ihr Eid vorschrieb, lebten sie in Klausur. Wie streng diese Abgeschlossenheit von der Welt aussah, klingt in dem von allen unterschriebenen und geleisteten Nonneneid an.
Alles was zum Lebensunterhalt gebraucht wurde, sollte durch das Küchenfenster hineingeschafft werden, so dass sich der Kontakt mit der Außenwelt auf das Nötigste beschränkte. Selbst der Propst, als Seelsorger der Nonnen, durfte die unter Klausur stehenden Klostergebäude, wie den Schlaf- und den Speisesaal, nur betreten, um Kranke zu besuchen oder aber um Gäste zu begleiten, die jedoch nicht verweilen oder sprechen durften.
Der Tagesablauf der so isolierten Gemeinschaft richtete sich nach dem achtmal täglich abzuhaltenden Chorgebet. Wie für alle Benediktiner so galt auch in Lippoldsberg das oberste Gebot des Benedikt von Nursia an die Klostergemeinschaften: "ora et labora" . Statt der schweren Handwerks- und Feldarbeit wie sie die Mönche leisteten, folgten die Benediktinerinnen den Weisungen des Kirchenlehrers Hieronimus, der zur Erleichterung der Frauen neben dem Gebet und dem Gesang vor allem die Askese und die wissenschaftliche Arbeit vorschrieb.
So kommt es, dass die Lippoldsberger Nonnen, so weit ihre Augen und Fähigkeiten es erlaubten, die Tage, wenn keine Haushaltspflichten sie davon abhielten, am Pult verbrachten. Es wurden Bücher, Reden und Briefwechsel kopiert.
Dedikationshandschrift aus dem Helmarshäuser Evangeliar
Wer einmal die reich verzierten, mittelalterlichen Minuskeln - die Anfangsbuchstaben eines Textes - gesehen hat, kann sich einen Eindruck von dieser präzisen und aufwändigen Arbeit machen.
Es wurden in Lippoldsberg nicht nur Schriften für den eigenen Bedarf kopiert, sondern auch im Auftrag für andere Klöster.
So verwundert es nicht, dass in Lippoldsberg innerhalb kürzester Zeit eine für damalige Zeiten umfangreiche, aus 61 Bänden bestehende Bibliothek entstand.
[ Zurück zur Übersicht | weiter ]