Die Geschichte der Klosterkirche Lippoldsberg
15. Die Stocksche Chronik und die Renovierungsgeschichte der Kirche
Im Jahre 1913 nahm sich der Pfarrer Carl Emil Stock der Chronik des Dorfes und der Klosterkirche an. Er versuchte, mit Hilfe des Pfarreiarchives die Lücke zum Jahr 1722 zu schließen.
In den auf die Ittersche Chronik folgenden Jahrzehnten galt der Augenmerk immer dem Erhalt der Klosterkirche. Doch zu Beginn des 19. Jahrhunderts wurden auch Akzente gesetzt, die eher dem damals aktuellen Kunstgeschmack als den Ansprüchen eines Restaurators entsprachen. 1824 malte man die Kirche erneut aus. Die Decke wurde in Blau gehalten, die Seiten wiederum rötlich bemalt. Doch die eingreifendste Veränderung in den Innenaufbau der Kirche war sicherlich die zu diesem Zeitpunkt erfolgte Entfernung des Lettners.
Einer protestantischen Tradition folgend, wollte man die Kanzel hinter den Altar verlegen. Man entfernte die von dem damaligen Baumeister als "herrliches Mauerwerk" beschriebene Trennung zwischen Chor und Vierung, verlegte den Altar zentral in Vierung und schuf eine neue Kanzel, die an der Chorseite des südwestlichen Vierungsfeilers angebracht wurde.
Nur eine romanische Säule aus dem Lettner überdauerte die Veränderung und wurde als Sockel der neuen Kanzel weiterverwendet.
Von dem Lettner, der sicherlich dem Kircheninnenraum ein ganz anderes Gepräge gegeben hat, als wir es heute vorfinden, sind keine Reste geblieben.
Klosterkirche Lippoldsberg - Taufstein
Höhepunkt der chronologisch berichteten Ereignisse des 19. Jahrhunderts war für die Klosterkirche und ihre Gemeinde sicherlich die Wiederauffindung des Taufsteins.
Der in den Jahren zwischen 1230 und 1240 geschaffene, und mit szenischen Darstellungen und Figuren bedeckte Stein muss in den Jahren der Reform durch Landgraf Moritz, in denen ein wahrer Bildersturm erfolgte, aus der Kirche verbannt worden sein. Auf dem Kirchhof wurde er dann eingegraben und als Traufe oder Tränke verwendet.
Trotz der starken Verwitterung die diese Behandlung zur Folge hatte, sind die Szenen auf den sechs Feldern und die halbrunde Türmchen bildenden Figuren an ihren Ecken größtenteils erkennbar. So zum Beispiel die Taufe Jesu, die Sintflut, der Kindermord des Herodes und der thronende Jesus umgeben von Paulus und Johannes.
Heute hat der Stein seinen Platz im Chor und dient der Gemeinde wieder als Taufstein.
1875 erfolgte eine erneute Restaurierung, die wiederum ihr Augenmerk auf die Malereien warf. Es wurde aber auch das Gestühl und die Kanzel ersetzt.
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