Was sind Heilige?
- Die Heiligen
- Was sind Heilige?
- Kritische Aspekte
- Heilige sind nicht gleich Heilige
- Allerheiligen - oder die "Wolke der Zeugen"
- Literatur: Heilige
Stephanus
Heilige sind Glaubenszeugen, Menschen, denen es besonders deutlich gelungen ist, den ihnen überlieferten Glauben in ihre Zeit hinein zu übersetzen und zu verlebendigen. Klassisch hat man sie - je nachdem ob ihre körperliche, geistige oder seelische Kraft besonders hervortrat - in drei Gruppen eingeordnet:
- Märtyrer
- Lehrer der Kirche
- Zeugen der Nächstenliebe
Tatsächlich sind die Heiligen aber ein überaus bunter Haufen:
Benedikt von Nursia
Märtyrer und Wundertäter, Heilige und Heilerinnen.
Mönche, Priester und Propheten.
Schreibtischtäter, Liederdichter.
Büchernarren und Poeten.
Gelehrte und Fanatiker.
Weise, Gottesnarren.
Pilger und Asketen.
Missionare, Menschenfischer und wohl auch Menschenjäger.
Sei es, dass sie aus einer biographischen Krise hervorgegangen sind, sei es, dass sie die gesellschaftlichen Konflikte ihrer Zeit besonders tief durchlebt und durchlitten haben und zu Lösungen durchgedrungen sind - sie alle kennzeichnet, dass sie unter bestimmten Bedingungen ihren individuellen Weg des christlichen Lebens gegangen sind.
Mutter Teresa
Insofern sollen die Lebensentwürfe der Heiligen nicht einfach als Vorbilder zu platter Nachahmung auffordern. Vielmehr mag die Begegnung mit ihnen dazu anregen, den eigenen Weg im Glauben zu suchen bzw. weiterzugehen.
So verstanden, können die Heiligen auch nicht von Christus ablenken. Im Gegenteil. Es ist immer wieder Christus, der in jeweils zeitbedingter Gestalt in ihrem Leben durchscheint.
Heilige sind durch ihre exemplarische Stellung nicht "die besseren Christen". Von Heiligen kann man evangelischerseits überhaupt nur sinnvoll reden, wenn wenn man darauf verzichtet, einzelne Menschen als fromme Elite von der alltäglichen Sphäre der übrigen Glaubenden abzuheben.
Der jüdische Kulturkritiker Neil Postman schreibt über christliche "Heilige":
"In Wirklichkeit hat es nie einen Christen gegeben - nicht einmal der Heilige Franziskus oder Mutter Theresa -, der in jeder Hinsicht ein christliches Leben geführt hätte. Die Geschichte des Christentums ist nur teilweise eine Geschichte von Christen. Zum größten Teil ist es eine Geschichte des ergreifenden Kampfes von Menschen darum, transzendentalen Ideen Leben zu verleihen. Dass sie auf diesem Weg gestrauchelt sind, ist schmerzlich und manchmal schändlich, aber es diskreditiert das Ziel der Geschichte nicht, deren Wesen geradezu in der Diskrepanz zwischen Ideal und Realität liegt."
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