Nikolaus
Heiliger zwischen Kult und Klamauk - 4
In neun Kapiteln geht Christian Trappe der Frage nach, wie sich die Nikolaus-Legende entwickelt und erhalten hat.
- Einführung - Wer war Nikolaus
- Die Stratelaten-Legende
- Brot für Myra
- Entfaltung der Legenden und Bräuche
- Die Scholarenlegende
- Die Anfänge des Spiels im Mittelalter: das Kinderbischofsspiel
- Die Entwicklung der Beschertraditionen zu Nikolaus
- Knecht Ruprecht und Weihnachtsmann
- Resümee
Entfaltung der Legenden und Bräuche
Die vielen nautischen Geschichten trugen dazu bei, dass Nikolaus zum Patron der Seefahrer und Händler wurde. Die süditalienische Hafenstadt Bari raubte deswegen die Gebeine des Heiligen, um einen Schutzpatron zu gewinnen, der ihren Geschäften Glück verhieß und es mit dem Hl. Markus der Venezianer aufnehmen konnte.

Auch die Hanse sorgte später für die Verbreitung des Nikolauskultes: Alle Hansestätte haben ihre Nikolai-Kirche.
Wichtiger für unser westeuropäisches Nikolaus-Bild wurde aber eine andere Geschichte: die Jungfrauen-Legende, hier in der ursprünglichen, nicht jugendfrei-abgemilderten Version:

Ein vornehmer Mann ist finanziell so heruntergekommen, dass das Überleben der Familie bedroht ist. Gern würde er zumindest seine drei Kinder, drei Töchter im heiratsfähigen Alter, vermählen, um ihre Versorgung zu sichern. Aber ohne eine entsprechende Aussteuer will niemand in eine Hochzeit einwilligen. Schließlich scheint kein anderer Ausweg mehr offen, als dass die Töchter in der Hafenstadt als Prostitutierte Geld verdienen.
Aus dieser prekären Situation werden die Frauen aber gerettet, indem ihnen Nikolaus in drei aufeinander folgenden Nächten eine Goldkugel durch ihr Fenster aufs Bett wirft. Dadurch ist die Mitgift gesichert und eine Heirat wird möglich.
Um unerkannt zu bleiben, war der Wohltäter jeweils heimlich des Nachts zu dem Hause gekommen. In der dritten Nacht gelingt es aber dem Vater, dem Bischof aufzulauern und ihm zu danken.

Wenn der Evangelist Lukas die Nikolaus-Gestalt schon gekannt hätte, hätte er sie bestimmt in sein Evangelium aufgenommen.
Denn wie Lukas die Armen und ungerecht Behandelten im Blick hat, engagiert sich auch Nikolaus für die Nöte der Menschen.
Es sind die ganz einfachen Leute, die sich nach seinem Tod des Bischofs um seinen Sarg versammeln.
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