Nikolaus
Heiliger zwischen Kult und Klamauk - 7
In acht Kapiteln geht Christian Trappe der Frage nach, wie sich die Nikolaus-Legende entwickelt und erhalten hat.
- Einführung - Wer war Nikolaus
- Die Stratelaten-Legende
- Brot für Myra
- Entfaltung der Legenden und Bräuche
- Die Scholarenlegende
- Die Anfänge des Spiels im Mittelalter: das Kinderbischofsspiel
- Die Entwicklung der Beschertraditionen zu Nikolaus
- Knecht Ruprecht und Weihnachtsmann
- Resümee
Die Entwicklung der Beschertraditionen zu Nikolaus

Westl. St.Nikolaus mit drei goldenen Kugeln
Aus den schulischen Besuchen des prüfenden Bischofs Nikolaus entstand das volkstümliche Einkehr-Spiel, wie es auch heute noch - landauf, landab - in vielen Häusern stattfindet.
Parallel dazu hat sich aus der Jungfrauenlegende ein anderes Nikolausbrauchtum entwickelt - der sog. "Einlegebrauch":
Wiederum in Frankreich hatten Nonnen damit angefangen, die Wohltaten des Heiligen zu imitieren: In der Nacht zum 6. Dezember hatten sie arme Familien heimlich mit Socken beschert, die mit Nüssen gefüllt waren. Das in der Legende vorgegebene Motiv der Anonymität des Wohltäters, lebte darin fort, dass die Gaben nun dem längst verstorbenen Heiligen zuschrieben wurden.
Seither zieht Nikolaus nächtens von Haus zu Haus und legt seine Gaben vor den Türen und auf Fenstersimsen ab. Oder er reitet über die Dächer und nutzt die Kamine zum unbemerkten Einlegen. Kinder, die einen Teller oder einfach ihre Stiefel bereitstellten, legten früher oft auch etwas Heu und Stroh für den Esel hin.
Um 1535 regte Martin Luther an, die Nikolausbescherung auf Weihnachten zu verlegen. Den Kindern sollte nicht so sehr der heilige Nikolaus schmackhaft gemacht werden, sondern lieber Christus, der das wahre Geschenk Gottes für uns sei.
Die Bescherungen zu Weihnachten gehen letztlich auf den Reformator zurück. Wenn der wüsste, welch ein Konsumrausch sich daraus entwickelt hat, würde er sich wahrscheinlich im Grabe herumdrehen. "Schöne Bescherung!"
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