Interaktiver Hörführer
Station 1 - Text & Bild zum Hörführer
[ Übersicht | 1 | 2 | 3 | 4 | 5 | 6 | 7 ]
Vor der Westseite der Kirche,
wo etwas über Türme und Türen erzählt wird
Sie stehen nun vor der Westfassade der um 1150 erbauten Klosterkirche.
Während das Gebäude die Jahrhunderte ansonsten fast völlig unbeschadet überstanden hat, sind hier Spuren von Zerstörung zu sehen:
Die barocke Turmhaube passt nicht zum übrigen Gebäude.
Und auf der linken Seite der Fassade läßt sich anhand der Gliederung des Mauerwerks erkennen, dass dort einmal ein zweiter Turm in den Himmel ragte.
Ursprünglich gab es hier also eine Doppelturmfassade, wie sie an anderen romanischen Kirchen noch erhalten ist.
Doch selbst wenn man sich ausmalt, wie die Westfassade einmal vollständig aussah, wirkt die Kirche von dieser Seite wenig einladend. Der abweisende Eindruck ist durchaus beabsichtigt.
Westen ist die Himmelsrichtung des Sonnenuntergangs. Und in der symbolischen Weltordnung des Mittelalters stellte man sich dort das Totenreich vor: das Chaos, die Welt der Dämonen. Während man die Kirchen bewußt nach Osten ausrichtete, der aufgehenden Sonne und dem Licht der Auferstehung entgegen, schirmte man sie nach Westen ab - durch trutzige Türme, wie eine Burg. Das Westwerk des Klosters Corvey bei Höxter ist ein eindrucksvolles Beispiel.
Aber selbst wenn man den abweisenden Charakter der Westfassade als einen erwünschten Effekt versteht, bleibt es doch ungewöhnlich, dass die zentrale Eingangstür hier nur als ein kleiner Durchlass gestaltet ist.
Ein Portal, wie es einem Gebäude dieser Größe mindestens angemessen wäre, findet sich - nach rechts versetzt - unterhalb des Turms.