Interaktiver Hörführer
Station 5 - Text & Bild zum Hörführer
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Am Taufstein,
wo einige biblische Geschichten erzählt werden
In den Kirchbauten des Mittelalters ist nichts zufällig; alles hat Bedeutung und weist als Symbol über sich hinaus. Wenn ein Steinmetz einen Taufstein durch säulenartige Türmchen in sechs Felder gliederte, dann erzählte er damit etwas über die Taufe.
Ein Sechseck läßt sich darstellen durch ein Hexagramm, den Davidsstern: bestehend aus zwei Dreiecken, die sich gegenseitig durchdringen, eines mit der Spitze nach oben weisend, das andere nach unten gerichtet.
Wie bei einem Davidsstern sind auch im Bad der Taufe zwei gegensätzliche Bewegungen miteinander verbunden: In der Taufe wird der von Gott entfremdete Mensch untergetaucht, und ein neuer, von Gott erfüllter Mensch wird aus der Taufe gehoben.
Erst vor dem Hintergrund dieser Symbolik, läßt sich das Bildprogramm des Steins entschlüsseln. Denn die 6 Hauptbilder sind in zwei Dreier-Gruppen einander zugeordnet. Man muß immer ein Bild überspringen, um die Geschichten in der richtigen Reihenfolge zu lesen.
Um den Anfang zu finden, treten Sie bitte an die Rückseite des Taufstein. Dort befindet sich ein zerstörtes Bild; mit dem nächsten großen Bild links davon beginnt der erste Dreier-Zyklus:
Untergangsszenarien
Sie sehen eine Darstellung der Sintflut. Ganz oben am Bildrand sind die Schleusen des Himmels geöffnet, Wasser strömt heraus. Menschen ertrinken in den Fluten. Auch geistliche Würdenträger gehen unter.
Gehen Sie nun zwei Bilder weiter nach links.
Dort finden Sie ein Untergangs-Motiv aus der Weihnachtsgeschichte: den Kindermord zu Bethlehem. In der Mitte thront König Herodes - mit einem Zeichen der Macht in Händen. Zu seinen Füßen rechts und links: Soldaten. Sie halten kleine Menschen am Schopf gepackt: die Kinder von Bethlehem. Der linke Soldat hat das Schwert zum Schlag erhoben, der recht sticht gerade zu.
Wiederum zwei Bilder weiter nach links: Die Taufe Jesu.
Jesus steht in der Mitte; rechts ist ein Diener; links Johannes der Täufer. Johannes will Jesus nicht taufen: "Dich doch nicht." Aber Jesus besteht darauf: Er kämpft nicht verzweifelt gegen den Untergang (wie bei der Sintflut). Und er läßt nicht andere untergehen, um sich selbst zu retten (wie Herodes). Sondern Jesus akzeptiert das Gesetz des Lebens:
Alles muß untergehen, um neu zu werden. Darum tut sich über ihm der Himmel auf, Gott wird sichtbar und spricht: "Du bist mein lieber Sohn, an dir habe ich Wohlgefallen."
Das aufsteigende Dreieck
beginnt mit dem Bild rechts neben der Taufszene.
Sie sehen Jesus - mit Heiligenschein. Er wendet sich - in einer lehrenden Geste - einem Juden zu, erkennbar an dem mittelalterlichen Spitzhut.
Beide sind in einem Haus, angedeutet durch Gewölbebögen. Über der Szene flattert - schwer erkennbar -der Heilige Geist als Taube.
Das Bild stellt eine Geschichte aus dem Johannesevangelium dar: Nikodemus, einer von den Oberen der Juden, sucht eines Nachts Jesus als Lehrer auf. Er will ihn über das Reich Gottes befragen. Jesus sagt zu ihm:
"Es sei denn, daß jemand von neuem geboren werde aus Wasser und Geist, so kann er das Reich Gottes nicht sehen. Der Wind bläst, wo er will, und du hörst sein Sausen wohl; aber du weißt nicht, woher er kommt und wohin er fährt. So ist es bei jedem, der aus dem Geist geboren ist."
Von einem neuen Leben, das mit der Taufe beginnt, erzählt auch das übernächste Bild auf der rechten Seite: Jesus wird nach seiner Auferstehung in den Himmel entrückt. Seinen zurückbleibenden Schülern, dargestellt durch Petrus und Johannes, hinterläßt er die Botschaft: Gehet hin in alle Welt und predigt das Evangelium aller Kreatur. Denn wer da glaubt und getauft wird, der wird selig werden ..."
Das übernächste und letzte Bild ist leider zerstört; wahrscheinlich hatte man in der Zeit der Nutzung als Brunnentrog dort einen Wasserüberlauf eingebaut.