Interaktiver Hörführer
Station 4 - Text & Bild zum Hörführer
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Im Mittelschiff,
wo sich ein Kreuz in einen Kreis verwandelt
Die Hauptkirche, in der Sie sich nun befinden, ist kreuzförmig angelegt. Die Baumeister haben damit der Kirche das Hauptsymbol des Christentums zugrunde gelegt: Es gibt keinen Weg zum heilen Leben, außer durch Kreuz und Leid hindurch.
Wie aber das Kreuz nicht der letzte Zielpunkt des Christseins, sondern eine Durchgangsstation ist, so verändert sich auch die Wahrnehmung des Kreuzgrundrisses auf dem Weg durch die Kirche.
Wenn Sie gut die Hälfte des Mittelschiffs hinter sich gelassen haben, ist der Raumeindruck ein völlig anderer geworden:
In dem Maße, wie sich der Blick in die beiden Querhäuser hinein weitet, verliert der Raum seinen ferne Fluchtpunkt und wird zum Zentralbau.
Aus dem gestreckten Leidenskreuz ist ein ausgewogenes Kreuz geworden, als dessen nahegerückte Mitte nun der Altar hervortritt.
Über dem Altar schwebt ein weitausladender Ringleuchter, der auf seine Weise noch einmal das Zentrum der Kirche betont. So modern die Gestaltung des Leuchters auch sein mag, nimmt sie doch eine alte romanische Formsprache auf.
Im Aachener Dom oder auch in Hildesheim gibt es ähnliche Leuchter; dort allerdings in Gold und wie eine Stadtmauer mit Toren gearbeitet.
Romanische Ringleuchter bilden eine Vision des himmlische Jerusalem ab.
Hören Sie dazu einige Sätze aus dem Buch der Offenbarung:
"Ich sah die heilige Stadt, das neue Jerusalem, von Gott aus dem Himmel herabkommen. Sie war umgeben mit einer großen, hohen Mauer und hatte zwölf Tore. Die zwölf Tore waren zwölf Perlen, ein jedes Tor war aus einer einzigen Perle. Und die Stadt bedarf keiner Sonne noch des Mondes, daß sie ihr scheinen; denn die Herrlichkeit Gottes erleuchtet sie."
Auch der Lippoldsberger Radleuchter ist ein Bild des neuen Jerusalem. Ein auf geometrische Formen reduziertes, abstraktes Bild freilich. Die Stadt Gottes, die neue Schöpfung, in der Gott bei den Menschen wohnen und alle Tränen von ihren Augen wischen wird.
Diese heile Welt ist noch nicht da.
Aber sie kommt. Schwebt schon über dem Altar, wo sich die Gemeinde um Brot und Wein versammelt und alle Grenzen, Belastungen und Feindseligkeiten hinter läßt, um - wenigstens für Augenblicke -
im Frieden miteinander und mit Gott zu leben.