Interaktiver Hörführer
Station 3 - Text & Bild zum Hörführer
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Im Durchgang zur Hauptkirche,
wo viel vom Licht die Rede ist
Erst hier bemerkt man die gedrungene Enge der Vorhalle. Vor Ihnen weitet sich nun der Raum, gewinnt an Höhe und Licht.
Genau das ist charakteristisch für den Stil einer Basilika. "Basilika" - nennt man einen Hallenbau, der durch Säulenreihen in mehrere Abschnitte, sog. "Schiffe" gegliedert ist.
Das mittlere Schiff ist höher hinaufgeführt ist als die Seitenschiffe. So ist es möglich, durch eine hochgelegene Fensterreihe Licht bis ins Innere des Gebäudes zu führen.
Im Gegensatz zu älteren, südländischen Basiliken ist diese Kirche ungewöhnlich hell. Und - während die nur wenige Jahre ältere Kirche in Bursfelde noch eine dunkle Holzbalkendecke aufweist, ist die Lippoldberger Klosterkirche die erste vollständig eingewölbte Kirche im norddeutschen Raum.
In dieser späten Romanik deutet sich bereits die neue Richtung der Architektur an: Immer höher, dem Licht entgegen. Bald werden die Spitzbögen der Gotik die statischen Voraussetzungen schaffen, um riesige Fensterflächen - Kirchen mit durchscheinenden Wänden - zu bauen.
Aber noch ist es nicht so weit. Noch ist das Licht, das durch die tiefen Fensterlaibungen einfällt, ein dienendes Licht: Es beleuchtet, ohne die Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen.
Nur das bunte Fenster hinter dem Altar ist anders. Es ist direkt dem Blick des Betrachters ausgesetzt. Wenn durch dieses im Osten liegende Fenster das Licht der aufgehenden Sonne in die Kirche scheint, erzählt es - auf seine stille Weise - von der Auferstehung am Ostermorgen.
Hören Sie einige Worte aus einem Brief von Hildegard von Bingen an die Priorin von Lippoldsberg:
"Der Tag läßt das Licht aufstrahlen,
und die Nacht umhüllt die Dunkelheit.
Wenn die Nacht gegen den Tag kämpfen will,
kann sie ihn nicht auslöschen.
Will jedoch der Tag die Nacht überwinden,
hat er die Möglichkeit, sie zu besiegen."